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testen, namentlich Seitens derer unterliegt, denen sie sonst ge-
wohnt ist sich unterzuordnen. Der psychologische Grund dieser
Uebertragung mag noch der Erklärung und Klärung bedürfen; als
factisch ist sie jedenfalls anzuerkennen. Man kann meinen, dass
ein ursprünglich eingeborener Nachahmungstrieb sich von Hand-
lungen auf Gefühlaerstrecke, und demgemäss die Lust und Un-
lust, welche Andre beim Anblick von dem und jenem aussern,
unsre eigene Lust und Unlust beim Anblick desselben hervor-
locke, oder auch in Rücksicht ziehen, ohne dass ich darin den
einzigen Grund sehen möchte, dass, wenn man erst weiss, was
gefallen soll, und darin hält man sich an die, welche man für
klüger hält, so lange man sich selbst nicht klug genug findet, das
Gefallen sich leicht aus keinem andern Grunde einfindet, als dass
überhaupt, was sein soll, uns gefällt. Jeder schätzt einen guten
Geschmack als einen Vorzug, den er haben sollte, und so erweckt
auch das Streben, sich diesen Vorzug anzueignen, eine unwill-
kührliche Stimmung in dieser Richtung. Uebrigens steht einem
jeden frei, den Wunsch nach einer giündlicheren Aufklärung zu
erfüllen.
Z weitens. Nicht minder als fremde Belehrung kann wie-
derholte eigene Ueberlegung uns die wohlgofallige oder missfällige
Bedeutung von Dingen geläufig genug machen, um fortan unmittel-
bar Gefallen oder Missfallen daran zu finden. Statt von Andern.
darauf eingerichtet zu werden, können wir uns selbst darauf ein-
richten. So sehen wir den Geschmack des Kunstkenners und
philosophischen Aesthetikers häufig vielmehr von ihren Kunst-
principien aus als umgekehrt bestimmt.
Drittens. Vermöge der sog. Gewöh n un g kann der Mensch
das, was ihm anfangs missfiel, nach (lauernder oder oft wieder-
holter Einwirkung sich wie man sagt gefallen lassen oder gar posi-
tives Gefallen daran finden, und was ihm anfangs gefiel, ohne
dass er es doch zum Wohlbefinden brauchte, endlich dazu federn.
und brauchen, aber auch selbst den Wegfall des an sich Gleich-
gültigen nach eingetretener Gewöhnung daran mit Unlust spüren.
Es ist das eine Art innerer Anpassung des Organismus an einen.
Reiz, die durch die Wirkung des Reizes selbst allmälig hervorge-
rufen wird.
Es, COIDPllClFGU sich aber die Gesetze der Gewöhnung mit
denen der Abstumpfung, Uebersättigung, Ueberreizung