Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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einander ablösende und in einander aufhebende Momente, Glieder, 
Stufen, in Welchen die höchste Geschmacksidee sich auswirkt, 
entfaltet, zur Erscheinung kommt, ohne sich in einer einzigen Er- 
scheinungsweise erschöpfen zu können. Jede niedre Stufe aber 
hat sich in einer höhern, als deren Vorbedingung und Vorstufe 
sie anzusehen ist, aufzuheben, die Gesarnmtheit aller Stufen natür- 
lich endlich in derjenigen, die sich in dem jeweiligen Vertreter 
der höchsten Idee als solche manifeslirt hat. Da wir nun durch 
Schelling, Hegel und ihre Nachfolger von den Potenzen, Stufen, 
Selbstaufhebungen genau unterrichtet sind, welche die Idee durch- 
zumachen hat, um sich zur höchsten zu erfüllen; so hat dieser 
Weg keine andre Schwierigkeit, als die Erfahrung in das dadurch 
vorgezeichnete Schema unterzubringen, und, wenn sie sich nicht 
unterbringen lassen will, das Schema aus philosophischer Macht- 
vollkommenheit danach abzuändern. Damit ist dann aber auch 
eine absolute Einsicht in die Entstehung aller Geschmacksverschie- 
denheiten erzeugt. Wobei nur zu bedauern ist, dass diese Ein- 
sieht durch den etwas mystischen Charakter der absoluten Idee 
erschwert wird, daher immer nur das Eigenthum einiger Philo- 
sophen bleiben wird, die der Idee und sich selbst eine gemeine 
Klarheit nicht zumuthen. 
Auf einen beträchtlich niedrigem aber darum dem gemeinen 
Menschenverstande zugänglicheren Standpunct stellt man sich, 
wenn man sagt: die Verschiedenheiten des Geschmackes hängen 
einerseits von der angeborenen Verschiedenheit der Menschen- 
natur, anderseits der Verschiedenheit der Umstände, unter wel- 
chen die Menschen erwachsen, und der verschiedenen Weise, wie 
sie erzogen werden, ab, und hängen ihren allgemeinem Rich- 
tungen nach mit Verschiedenheiten der ganzen geistigen Cultur 
zusammen. Diese kann man dann in grossen Zügen nach ihren 
durch ganze Völker und Zeiten greifenden Momenten pragmatisch 
verfolgen, .und zeigen, wie sich die Entwickelung der einzelnen 
Geschmacksverschiedenheiten darein ein- und unterordnet. Immer 
noch eine hohe und schöne Aufgabe, hinsichtlich deren Ausführung 
auf die Cullur- und Kunstgeschichten zu verweisen ist. 
Man kann nun aber endlich auch nach den letzten psycholo- 
gischen Hebeln fragen, durch welche der Geschmack jedes Ein- 
zelnen seine Richtung empfängt, und welche bei den Ge- 
schmacksverschiedenheiten ganzer Zeiten und Völker nur in
	        
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