Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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solche jedenfalls nach dem Geschmacke seiner Zeit schrieb, Ho- 
garth, darüber sagtf). 
nDie volle und lange Perücke hat, gleich der Mähne eines 
Löwen, etwas Edles in sich, und giebt dem Gesichte nicht nur 
ein ehrwürdiges sondern auch verständiges Ansehen _   _(i und; 
ßDie Richterröcke haben ein furchtbar ehrwürdiges Ansehen, wel- 
ches ihnen die Grösse dessen, was an ihnen ist, giebt, und wenn 
die Schleppe gehalten wird, so geht eine ansehnliche wellenför- 
mige Linie bis zu der Hand seines Schleppenträgers. Und wenn 
die Schleppe sachte niedergelegt wird, so fallt sie gemeiniglich in 
viele mannichfaltige Falten, welches Wiederum das Auge beschäf- 
tiget und dessen Aufmerksamkeit auf sich ziehetn 
Man sieht, Hogarth fasste Perücke und Schleppe aus einem 
wahrhaft idealen Gesichtspuncte auf. Auch trat die Perücke aus 
diesem Gesichtspuncte in die Kunst ein. Als der Frack noch in 
grösserer Geltung war als jetzt, wurde man sich doch selbst auf 
Familiengemälden, um so mehr in monumentaler Darstellung, ge- 
scheut haben, jemand im Frack darzustellen; man trug und trägt 
ihn noch so zu sagen in Widerspruch mit dem geltenden Ge- 
schmack. Hiegegen kann man behaupten, wie ich einer sachkun- 
digen Darstellung entnehme, ndass es aus dem Zeitraum von den 
sechziger und siebziger Jahren des 47. Jahrhunderts bis ziemlich 
tief in das folgende hinein in keinem öffentlichen und Familien- 
Gemälde und vor keinem Titelblatt eines Buches ein männliches 
Porträt giebt, das nicht eine Perücke trüge; der Mann müsste 
denn in der Schlafmütze dargestellt sein, was auch vorkommtzt 
denn auch die Schlafmütze spielte damals als compendiöser Aus- 
zug aus der Perücke eine ganz andre Rolle als jetzt. 
Nun denke man sich aber einmal, ein vornehmer Herr mit 
Perücke oder Frisur, breitschössigem Frack, blumiger Schüssen- 
weste, kurzen Scharlachhosen, grossen Schnallenschuhen, und an 
seiner Seite eine Dame mit hohem Kopfaufsatze, Schönpflasterchen 
im Gesichte, Schnürcorset, Beifrock, hohen Absätzen, sei eines 
schönen Tages im alten Athen oder Rom auf dem Markte durch die 
Menge schreitend erschienen; was würde es da für einen Ein- 
druck gemacht haben? Man meint vielleicht, es wurde ein unaus- 
Nach der Uebcrsetzung 
nZGTgI 
iederung der Schönheita durch Mylius.
	        
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