233
und Missfallen an Dingen und Verhältnissen, die von der Aussen-
welt her ihren Eindruck auf uns machen.
Insofern man Verstandes- und Gefühlsurtheile danach unter-
scheidet, dass man sich bei erstern der Gründe des Urtheiles be-
wusst ist, bei letztern nicht, gehören die Urtheile nach dem
Geschmacke, 0b etwas schön oder unschön sei, eben so wie die
nach dem Gewissen, ob etwas recht oder unrecht sei, zu den Ge-
fühlsurthcilen. Gründe zum Urtheile muss es freilich überall
geben; aber sie können in einer inneren Einrichtung liegen, deren
Wirkung, aber nicht deren Entstehung und Wirkungsweise man
sich bewusst wird. Nun kann eine öftere verstandesmässige
Ueberlegung der Ansprüche, Welche die Dinge haben zu gefallen
oder zu missfallen, selbst etwas zu der Einrichtung beitragen,
vermögc deren sie uns nachher auch ohne Ueherlegung gefallen
und missfallen; doch ist das nur eins der Bildungsmittel des Ge-
schmackes, von Welchen wir weiterhin zu sprechen haben werden.
Wie er aber auch entstanden und gebildet sei, ist er anders gut
gebildet, so ist er darum so ausserordentlich schtitzbar, dass er
das Resultat von tausend guten Gründen, die der Verstand finden
lässt," auch ohne Suchen nach diesen Gründen unmittelbar giebt.
Insofern der Geschmack uns unmittelbar sagt, was schön und
unschön, das Gewissen, was recht und unrecht ist, hat der Ge-
schmack eine ähnliche Bedeutung für die Aesthetik, als das Ge-
wissen für die Moral. Ob sie überall das objectiv Rechte sagen,
ist bei beiden noch die Frage, um die es sich aber hier zunächst,
wo wir nur erst mit begrifflichen Bestimmungen zu thun haben,
nicht handelt.
Bisher sprachen wir nur vom Geschmack in subjectiver Be-
ziehung; man wendet aber den Begriff des Geschmacks auch auf
Gegenstände zur Bezeichnung der Weise, wie sie den subjectiven
Geschmack ansprechen, an, so wenn man von einem bestimmten
Geschmacke spricht, der in Bausachen, Möbeln, Kleidern herrscht.
Ueber Unterscheidungen , die man im Begriffe des Ge-
schmackes machen kann, ist Folgendes zu sagen.
Die wichtigste Unterscheidung, welche zu machen, ist die
zwischen einem guten und schlechten oder richtigen und
unrichtigen Geschmack, je nachdem dem Menschen gefallt und
missfällt, was ihm heziehentlich gefallen und missfallen soll oder
das Gegentheil. Sofort erhebt sich die Frage nach dem GßSiChlS-