bedarf, um ausgelöst zu werden. Man sieht einen Gegenstand
und ohne zu wissen und zu fragen warum, gefällt oder missfällt
er uns; das ist Geschmackssache. Und fragt doch jemand nach
dem Warum, und weiss man nicht warum, so hält man es auch
genug, zu sagen, es sei eben Geschmackssache.
Der Geschmack ist solchergestalt eine suhjeetive Ergänzung
zu den objectiven Bedingungen des Gefallens und Missfallens.
Das Ding muss seine Eigenschaften haben, um gefallen oder miss-
fallen zu können; aber wenn der Mensch nicht die dazu passende
Einrichtung hat, gefällt oder missfällt es doch nicht; bei anderer
Einrichtung kann dem Einen gefallen , was dem Andern missfällt,
und so sprechen wir von einem verschiedenen Geschmack, je
nachdem Verschiedenen Verschiedenes gefällt oder missfällt.
In sofern sich die Aesthetik mit Gegenständen und Verhält-
nissen unmittelbaren Gefallens und Missfallens beschäftigt, und
schön oder unschön im weitesten Sinne überhaupt heisst, was die
Eigenschaft hat unmittelbar zu gefallen oder zu missfallen, ist
auch Geschmackslehre gleichbedeutend mit Aesthetik , ist der Ge-
schmack ein Vermögen, von den Dingen so oder so angesprochen
zu werden, und Sache des Geschmackes, etwas schön oder nicht
schön zu linden. In sofern aber in einem engern Sinne der
Begriff des Aesthetischen und Schönen auf Gegenstände und Ver-
hältnisse höheren Gefallens und Missfallens beschränkt wird, pflegt
man auch den Begriff des Geschmackes in einem entsprechend
engeren Sinne auf solche zu beziehen, und z. B. das Gefallen oder
Missfallen an etwas Wohl- oder Uebelschmeckendem, trotz dem,
dass der Ausdruck Geschmack daher entlehnt ist, nicht als Sache des
Geschmackes im engern Sinne zu rechnen, nennt also einen Gut-
schmecker desshalb noch nicht einen Mann von gutem Geschmack.
Doch lassen sich manche, auf den Geschmack im engeren und
höheren Sinne bezügliche, Verhältnisse nur. um so handgreiflicher
am niederen erläutern.
In sehr weiter Fassung wird der Begriff des Geschmackes
wie der des Schönen oder Unschönen nicht blos auf Gefallen und
Missfallen an Verhältnissen der Aussenwelt, sondern auch der
lnnenwelL bezogen, und sagt man also wohl: es ist nicht nach
meinem Geschmacke, mich viel mit Sorgen zu plagen, erst lange
zu überlegen u. s. w.; in engerm Sinne aber bezieht man doch
Geschmack eben wie auch schön und unschön nur auf Gefallen