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dann nicht lächerlich, wenn es sonst alle Bedingungen davon zu
vereinigen scheint. An die Stelle der Lächerlichkeit tritt hier das
Gefühl der Unheimlichkeit. Setzen wir z. B. einmal, der Regent
linge, nachdem wir ihn, so oft es bisher regnete, abwärts strömen
sahen, nach dem Herabfallen plötzlich Wieder aufwärts zu strö-
men und die Sprünge junger Katzen nach allen Richtungen nach-
zuahmcn an, so würde uns das doch nicht eben so lächerlich
erscheinen, weil unsere Voraussetzungen vom Erfolge nicht durch
den widersprechenden Erfolg entwurzelt werden könnten, der
YViderspruch also dauernd bestehen bliebe und uns in unseren
Naturansichten irrte.
Also würde es unlriftig und geradezu verkehrt sein, die
Lächerlichkeit in den angeführten Fällen auf das Dasein des Wi-
derspruchs an sich selbst zu schreiben; verräth ja doch ein Vor-
stellungswiderspruch seine unlustgebende Eigenschaft sonst hin-
reichend. Nur in sofern kann ein stärkerer Widerspruch die
Lustigkeit steigern, als die Verschiedenheit, welche die Mannich-
faltigkeit begründet, nicht grösser werden kann, als wenn sie bis
zum Widerspruch gedeiht; je grösser aber die Manuichfaltigkeit,
desto lustgebender ist die einheitliche Verknüpfung derselben.
Alles Bisherige betraf nur Beispiele aus den redenden Kün-
sten und dem wirklichen Leben; aber den bildenden Künsten sind
Fälle, die sich entsprechenden Gesichtspuncten unterordnen las-
sen, nicht fremd.
Wenn ein T intenwischer als kleines Püppchen, oder als Pan-
toffel, oder als Staubwedel, oder als Buch u. s. w. dargestellt
wird, so haben wir bei jeder solchen Travestirung, wie bei
einem Vergleiche oder Wortspiele, die Verknüpfung zweier sehr
heterogenen Vorstellungen durch eine vermittelnde; indem die
Auslegung einer und derselben Form zwei ganz verschiedenen
Bedeutungen Baum giebt. Feuerzeuge, Zahnstocherbehälter, Hand-
leuchterchen und andre Gegenstände zu kleinen Zwecken sieht
man oft eben so travestirt, und kann ein Vergnügen daran aus
ähnlichem Gesichtspuncte als an obigen sprachlichen Spielen fin-
den, wofern sich nur ein Conflict nicht zu sehr geltend macht, der
doch jene Spiele von gewisser Seite in Nachtheil gegen diese Setzt-
l)ie Zweckbedeutung, die bei zweckmässigen Gegenständen mög-
lichst zur Erscheinung zu bringen, nach den Erörterungen des
15. Abschnittes im ästhetischen Interesse liegt, versteckt sich nicht