4 0
innere Aufzeigung derselben klar machen. Fühle sie, so weisst"
du es; mehr lässt sich zu ihrer letzten Klarstellung nicht sagen;
das hängt an ihrer einfachen Natur. Hingegen lasst sich viel von
den Ursachen, Folgen, Beziehungen derselben sagen und wohl
auch Erklärungen derselben danach geben, die doch ihre letzte
Klarheit immer nur durch inneres Aufzeigen dessen, was wir un-
mittelbar als Luslt und Unlust aus allen concreten Vorkommnissen
derselben identisch herausfühlen, erhalten. Dass aber ein solch"
Aufzeigen derselben in etwas innerlich Klarem oder in vorigem
Wege leicht klar zu Macheuden möglich ist, giebt auch allen
Begriffen, die sich von ihnen abhängig machen lassen, einen
klaren Kern.
Wir nennen Lust und Unlust und hiemit das Gefallen und
Missfallen, worein sie eingehen, um so höher geartet oder legen
ihnen einen um so höhern Charakter bei, in einem je höheren
geistigen Gebiete sie Platz greifen, oder an je höhere Verknüpfun-
gen, Beziehungen, Verhältnisse sie sich knüpfen; am niedrigsten
die, die sich an einfache sinnliche Eindrücke knüpft. S0 ist die
Lust und hiemit das Gefallen an einem harmonischen Accorde
höher geartet als an einem einfachen reinen Tone, an einem musi-
kalischen Satze höher als an einem einfachen Accorde, an der
einheitlichen Zusammenstimmung eines ganzen Musikstückes höher
als an einem einfachen Satze.
Im gemeinen Leben verwechselt man leicht Höhe mit Stärke
der Lust, ist geneigt, Lust blos in niederm Sinne mit der
Nebenbestimmung einer gewissen Stärke oder Lebhaftigkeit zu
fassen, und blos concrete Arten der Lust, wie sie sich im Leben
nun eben darbieten, vor Augen zu haben. Doch ist höhere Lust
im obigen Sinne nicht immer die stärkere oder grössere; denn es
kann jemand grössere Lust an einem einfachen sinnlichen Genüsse
als an einer richtigen Erkenntniss haben; es ist aber auch die
Freude an einer richtigen Erkenntniss so gut Lust als die Lust am
sinnlichsten Genüsse, und das schwächste Gefühl der Befriedigung
oder des Behagens noch so gut unter den Lustbegriff zu bringen
als das stärkste, will man anders einen gemeinsamen Begriff für
das Gemeinsame in all' dem haben, den man doch braucht. Und
wenn im gemeinen Leben das Bedürfniss über concrete Fassungen
der Lust und Unlust hinauszugehen, nicht gross ist, so kann man
sich doch demselben selbst hier nicht ganz entziehen; um so