Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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der Wohlgefälligkeit des Bauwerks geschehe, also wird auch der 
Nachtheil, der sich Seitens Verletzung der äussern Zweckmässig- 
keit aus jenem Gesichtspuncte associativ geltend machen könnte, 
über dem Vortheil, der sich direct durch die Wohlgefalligkelt jener 
Theile geltend macht, nicht gespürt. ' 
Ich habe im Vorigen nur einige speciale Theile eines Bauwer- 
kes in Betracht gezogen, Wovon man die Anwendung leicht auf 
die übrigen und das Ganze wird machen können. Jeder Gegen- 
stand der Kunstindustrie wird sich ähnlichen Betrachtungen 
unterziehen lassen. Beschränken wir uns auf einige Ausführungen 
bezüglich eines Beispiels. 
Ein Gefass hat im Allgemeinen den Zweck, etwas in sich zu 
fassen. Es wird unter sonst gleichen Umständen, d. i. bei ge- 
gebener Masse und Oberfläche, am meisten zu fassen im Stande 
sein, wenn es kugelrund ist. Käme es nun auf weiter nichts an, 
und käme es überhaupt bei der Schönheit blos aufäussere Zweck- 
erfüllung an, so würde uns ein kugelrundes Gefäss dadurch, dass 
man ihm diese vortheilhafleste Erfüllung ansähe, besser als jedes 
andere gefallen. Aber noch eine Menge andre Zweckrücksichten 
machen ihre Ansprüche an die Form geltend, und dehnen, drücken, 
biegen an der Kugel, beschneiden sie, setzen ihr anderwärts wie- 
der zu, und unser Schönheitsgefühl lässt sich das Alles nicht 
nur gefallen, sondern fodert es. Zugleich wird damit ausser der 
Zweckmässigkeit noch der directe Vortheil für das Gefallen erreicht, 
dass ein Reiz der Mannichfaltigkeit an jedem Gefässe schon für 
sich, aber auch zwischen verschiedenen Gefässen, entsteht, der 
bei überall kuglichen Gefässen trvegfiele , durch den Gesichtspunct 
der Zweckmässigkeit aber immer einheitlich gebunden bleibt. 
Sehen wir näher zu, so soll sich oben in das Gefäss etwas 
einfüllen lassen, es soll auch seinen Inhalt wieder von sich geben 
können; also schneiden wir einen Theil der Kugel oben ab und 
legen ihn entweder ganz bei Seite, oder setzen ihn, um den Inhalt 
noch möglichst abzuschliessen, als Deckelmit einem Knopfe zum Auf- 
und Abheben wieder oben auf. Das Gefäss soll sich ferner unten 
feststellen lassen, also opfert die Kugel ihre untere Wölbung, wir 
platten oder flachen sie wenigstens ab oder geben ihr einen Fuss. 
Eine Hohlkugel mit abgeschnittenem Obertheil und abgeilachtem 
Untertheil giebt die einfachste Schaale. Das Gefiiss soll sich auch 
bequem fassen lassen; entweder bringen wir daher einen dünnen
	        
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