ich, wäre die Betrachtung so zu stellen: die Pfeiler im Innern
haben theils eine andre Bestimmung, theils finden sie sich unter
andern Bedingungen des Haltes als die Säulen im Aeusseren. Sie
müssen weit stehen, weil sie sonst als eine Art Wand den Baum,
der die Gemeine mit allem, was zum Gottesdienst gehört, als ein
gemeinsames Gefäss umschliessen soll, zweckwidrig in Fächer
trennen wurden, indess enge Säulen draussen als eine Art Gitter
einen halben Abschluss gegen das Aeussere vorstellen; sie kön-
nen aber auch weit stehen, weiter als Säulen bei gleicher
Schlankheit, weil sie nicht wie diese die Oblast des Gebälkes zu
tragen, sondern nur eine Wölbung zu stützen haben. Diese ist es
eigentlich, welche, indem sie sich auf die Seitenwände lehnt, das
Dach schwebend hält. Nur indem sie verzagt, über dem weiten
Baum, den sie unter sich gebreitet sieht, sich ganz allein durch
eigene Kraft gespannt zu halten, zieht sie sich stellenweise zu-
sammen und senkt sich als Pfeiler herab, schlägt so zu sagen
Wurzel im Boden. Als blosses Unterstützungsmittel zum Tragen
braucht daher auch der Pfeiler nicht die gleichen Bedingungen des
Halts zu erfüllen, die er erfüllen müsste, wenn er als Säule die-
selbe Oblast zu tragen hätte, und so tritt er weiter von seinem
Nachbar, 11m den Baum nicht zu sperren, der eigentlich ganz frei
sein möchte; während die Säulen sich zusammendräingen, um
sicher und leicht zu tragen, was sie zu tragen haben, und um zu-
gleich Thor und Spalier, nach Umständen mehr das Eine oder
Andre, für den Baum zu bilden, den sie umschliessen. Ein rich-
tiges Gefühl aber fühlt das Alles heraus, ohne dass es in einzelnen
Vorstellungen vorschwebt.
Sohnaase hat noch einen andern Grund, wesshalb Säulen im
Allgemeinen eine engere Stellung verlangen als Pfeiler, der in ihrer
runden und auch sonst ausgearbeiteten Gestalt liege. Diese näm-
lich soll der Säule einen Anschein von Selbständigkeit geben, der
ihr doch als Glied eines Ganzen nicht zukomme; der Blick werde
dadurch leicht bei der einzelnen Säule festgehalten und laufe so-
mit Gefahr, den Gcsammteindruck des ganzen Gebäudes zu ver-
lieren, wenn nicht der Zusammenschluss der Säulen in ihrem
engen Stande dadurch, dass er jener Selbständigkeit widerspreche
und den Blick nöthige, immer auf eine ganze Beihe Säulen auf
einmal zu reflectiren, der vereinzelnden Wirkung jeder einzelnen
ein Gleichgewicht halte.