Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

heit den wohlgefälligen Charakter des Zweckes deutlicher hervor- 
heben. Ja die edelsten und zweckmässigsten Werke der Archi- 
tektur und Kunstindustrie bedürfen im Allgemeinen solcherHülfen, 
um den unmittelbaren Eindruck derWohlgefälligkeit oderSchönheit 
zu machen, nicht arm und leer zu erscheinen, indess alle diese Hülfen 
ohne die Grundlage der Zweckmässigkeit auch keine Schönheit zu 
erzielen vermöchten. Könnte man doch einem Bauwerke, einem 
(lefässe, an das keine Verzierungen gewandt sind, überhaupt 
schwerlich ansehen, dass es bestimmt ist, höheren Lebensgenüssen 
zu dienen. Associativer und directer Eindruck haben sich darin 
zu unterstützen; so viel man aber Zierrathen an ein unzweck- 
mässiges Werk der Architektur oderKunstindustrie wenden möchte, 
würde man damit den Eindruck nicht bannen können, dass die 
Hauptsache über der Nebensache vernachlässigt sei. 
Aus vorigen Gesichtspuncten erklärt sich, dass manche Werke 
der Architektur und Kunstindustrie bei gleicherWahrung äiusserer 
Zweckmässigkeit sich doch in keiner Weise eben so wohlgefällig 
oder schön herstellen lassen als andre, sei es, dass sie keinen 
gleich vortheilhaften Associationen Baum geben, sei es, dass man 
nicht die gleichen Hüllen der Wohlgefälligkeit dazu herbeiziehen 
kann, ohne in Widerspruch mit der Zweckmässigkeit selbst oder 
andern Bedingungen der Wohlgefälligkeit zu kommen. So möchte 
man alle Mittel, mittelst deren man andre Gegenstände zu ver- 
schönern sucht und zu verschönern vermag, an einem Kochtopf 
versuchen wollen, und wurde ihn doch nicht gleich wohlgefällig 
herzustellen vermögen als einen Weinkelch, ja durch den Ver- 
such, es diesem an Schönheit gleich zu thun, den Grad der Wohl- 
gefäilligkeit, dessen der Topf noch fähig ist, für einen recht "gebil- 
deten Geschmack nur schmälern. 
In der That kann der Kochtopf, ohne seinem Zwecke zu 
widersprechen und dadurch auf associativenl Wege missfällig zu 
werden, nicht dieselbe gegliederte Form annehmen als der Kelch, 
sondern verlangt eine einfachere plumpere Rundung; Zweitens 
liegen bei dem Kochtopf die ungefälligen Associationsvorstellungen 
an den Brudel der Küchenarbeit und das Rohmaterial, was er auf- 
zunehmen hat, um so näiberund bestimmen den Eindruck um so 
stärker, je zweckmässiger er ist, indess die wohlgefällige Associa- 
tion seines Zweckes, zu unsern Tafelfreuden beizutragen, als ferner 
liegend mehr zurücktritt, wogegen an den Anblick eines NVein- 
Fechner, Vorschule d. Aesthetik 44
	        
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