Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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Sache ihrem Zwecke vollkommen entspreche, besonders lebhaft 
geltend macht, dieselbe schön nennt, an welcher der Nichtsach- 
verständige nichts Schönes findet; und wird sich überhaupt jeder, 
der keine sachliche Einsicht in die Zweckmässigkeitsbedingungen 
eines Gegenstandes, der auf äussere Zweckmässigkeit Anspruch 
macht, hat, bescheiden müssen, kein sichres oder zureichendes 
Urtheil über dessen ästhetischen Werth haben zu können. Auch 
werden solche Gegenstände von Kunstlaien hauptsächlich nur 
nach Geschmacksübertragung von Kunstkennern beurtheilt. 
Weiter aber: bei allenGegenständen überhaupt, deren Zweck- 
mässigkeit blos dahin geht, uns vor Unlust, Nachtheil zu schützen, 
uns das Nothwendige an Speise, Trank, Kleidung, Wohnung 
zu gewähren, kann die Vorstellung hievon auch nicht mehr lei- 
sten, als der associativen Unlust beim Anblicke dieser Gegenstände 
zu wehren, sie also nicht missfällig erscheinen zu lassen; und bei 
vielen Gegenständen führt sogar der unmittelbare Gebrauch oder 
führen die Umstände, unter denen sie auftreten, vielmehr miss- 
fällige als wohlgeftillige Associationsvorstellungen der Mühe oder 
Unreinlichkeit herbei, welche über die des fernerliegenden 
Zweckes überwiegen. Bei vielen endlich kommt ein missfälliger 
directcr Eindruck mit der wohlgefälligen Association des Zweckes 
in Conflict. 
Bei alle dem bleibt zwar das Moment der einheitlichen Ver- 
knüpfung des Mannichfaltigen durch die Zweckidee so wie der 
Widerspruchslosigkeit mit der Idee unverkürzt, aber wird selbst 
beim Sachverständigen für sich allein nicht leicht hinreichen, den 
Eindruck unmittelbaren Wohlgefallens über die Schwelle zu trei- 
ben, schon desshalb, weil wir zu vielen zweckmässigen Gegen- 
standen täglich begegnen, welche diesen Bedingungen genügen, 
somit die abstumpfende Wirkung der Gewöhnung sich hiebei gel- 
tend macht. Was uns aber wegen Gewöhnung nicht mehr lust- 
voll reizt, dessen Vermissen kann doch noch mit Unlust empfunden 
werden. 
Nehmen wir einen Pllug. Jeder Weiss, dass derselbe dient, 
das Feld zu bearbeiten, und hiemit zu den entfernten Bedingun- 
gen gehört, den Hunger zu stillen. Sollte uns der Pflug diesem 
Zwecke nicht zu entsprechen scheinen , so würde er uns missfal- 
len, was für Anstrengungen auch die Kunst machte, ihn zu ver- 
schönern; aber insofern er uns nur diesen Zweck zu erfüllen
	        
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