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Sache ihrem Zwecke vollkommen entspreche, besonders lebhaft
geltend macht, dieselbe schön nennt, an welcher der Nichtsach-
verständige nichts Schönes findet; und wird sich überhaupt jeder,
der keine sachliche Einsicht in die Zweckmässigkeitsbedingungen
eines Gegenstandes, der auf äussere Zweckmässigkeit Anspruch
macht, hat, bescheiden müssen, kein sichres oder zureichendes
Urtheil über dessen ästhetischen Werth haben zu können. Auch
werden solche Gegenstände von Kunstlaien hauptsächlich nur
nach Geschmacksübertragung von Kunstkennern beurtheilt.
Weiter aber: bei allenGegenständen überhaupt, deren Zweck-
mässigkeit blos dahin geht, uns vor Unlust, Nachtheil zu schützen,
uns das Nothwendige an Speise, Trank, Kleidung, Wohnung
zu gewähren, kann die Vorstellung hievon auch nicht mehr lei-
sten, als der associativen Unlust beim Anblicke dieser Gegenstände
zu wehren, sie also nicht missfällig erscheinen zu lassen; und bei
vielen Gegenständen führt sogar der unmittelbare Gebrauch oder
führen die Umstände, unter denen sie auftreten, vielmehr miss-
fällige als wohlgeftillige Associationsvorstellungen der Mühe oder
Unreinlichkeit herbei, welche über die des fernerliegenden
Zweckes überwiegen. Bei vielen endlich kommt ein missfälliger
directcr Eindruck mit der wohlgefälligen Association des Zweckes
in Conflict.
Bei alle dem bleibt zwar das Moment der einheitlichen Ver-
knüpfung des Mannichfaltigen durch die Zweckidee so wie der
Widerspruchslosigkeit mit der Idee unverkürzt, aber wird selbst
beim Sachverständigen für sich allein nicht leicht hinreichen, den
Eindruck unmittelbaren Wohlgefallens über die Schwelle zu trei-
ben, schon desshalb, weil wir zu vielen zweckmässigen Gegen-
standen täglich begegnen, welche diesen Bedingungen genügen,
somit die abstumpfende Wirkung der Gewöhnung sich hiebei gel-
tend macht. Was uns aber wegen Gewöhnung nicht mehr lust-
voll reizt, dessen Vermissen kann doch noch mit Unlust empfunden
werden.
Nehmen wir einen Pllug. Jeder Weiss, dass derselbe dient,
das Feld zu bearbeiten, und hiemit zu den entfernten Bedingun-
gen gehört, den Hunger zu stillen. Sollte uns der Pflug diesem
Zwecke nicht zu entsprechen scheinen , so würde er uns missfal-
len, was für Anstrengungen auch die Kunst machte, ihn zu ver-
schönern; aber insofern er uns nur diesen Zweck zu erfüllen