Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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ein Gefäss schön, nicht dass sich gut im Bauwerk wohnen, das 
Gefass gut brauchen lässt. Kant meint es so und Andre meinen 
es mit ihm so. Auch kann man ja sagen: wenn zur Schönheit. 
eines Gegenstandes gehört, dass er unmittelbar gefalle, so 
kann darin, dass erst aus seinem Gebrauche, seiner Wirkung Fol- 
gen hervorgehen, die uns gefallen, noch keine Erfüllung dieser 
Bedingung liegen. 
Inzwischen darf man nicht übersehen, dass die äussereZweck- 
mässigkeit eines Gegenstandes sich durch Vorstellungsassociation 
beim Anblick desselben geltend machen und dadurch auch zum 
unmittelbaren Gefallen daran beitragen kann, und zwar aus dem 
dreifachen Gesichtspuncte, erstens, dass sich hiemit die Lustwir-_ 
kung der Folge auf den unmittelbaren Eindruck des Gegenstandes 
in gewisser Weise zu übertragen vermag,  wir haben ja genug 
davon beim Associationsprincip gesprochen  zweitens, dass die 
wahrgenommene einheitliche Zusammenstimmung aller Theile zum 
Zwecke des Gegenstandes die, der einheitlichen Zusammenstim- 
mung des Manniehfaltigen zukommende, ästhetische Wirkung auch 
hier nicht versagen wird, drittens, dass es uns an sich gefallt, 
einer einmal gestellten Aufgabe oder gefassten Idee widerspruchs- 
los entsprochen zu sehen, um so mehr, je grösser die Gefahr des 
Widerspruches erscheint. 
Also sei's ein Wohnhaus, so wird es uns erfreuen, ihm gleich 
anzusehen, dass es wohnlich gebaut ist, sei's ein Palast, dass eine 
höhere Lebensstellung und Führung darin passend eingerahmt ist; 
aber abgesehen von diesem sachlichen Interesse gefällt uns schon, 
alle Einzelnheiten des Bauwerkes durch einen gemeinsamen Bezug 
zu seinem Zwecke widerspruchslos unter sich verknüpft und der 
Absicht des Baues damit entsprochen zu sehen. Gefällt es uns doch 
bei Darstellung des Teufels auf der Bühne, wenn Alles richtig zur 
Idee des Teufels stimmt, ungeachtet uns die Idee des Teufels an 
sich nicht gefällt; es kommt bei dieser Art des Gefallens eben 
nicht auf den sachlichen Inhalt der Idee ein; um so günstiger aber, 
wenn dieser uns dazu gefällt; so ist es aber, wenn ein Gebäude 
in allen seinen Einzelnheiten seiner Zweckidee entspricht. 
Hienach muss überhaupt bei allen Gegenständen , welche 
anssere Zwecke haben, auch die Form diesen Zwecken entspre- 
chen, um einem gebildeten Geschmacke zu entsprechen, theils 
desshalb, weil sich sonst die unlustvolle Vorstellung associirt, dass
	        
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