Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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wo die Person am wenigsten Unsicherheit verrieth. Ja es gab 
Einige, die ihn mit völliger Entschiedenheit vorzogen. 
Möglich aber, dass nach Massgabe abnehmenden Bildungs- 
grades das Quadrat an relativer Wohlgefälligkeit steigt. Bei be- 
sonders angestellten Versuchen mit QSHandxIverkern verschiedenen 
Gewerbes waren die meist bevorzugten Rechtecke der goldne Schnitt 
mit 7 und das Quadrat mit öVorzugsurtheilen; nur dass auch hier 
theoretische Voransicht eine Rolle spielte, indem mehrere bezüg- 
lich des Quadrates sagten: tna ja das ist das regelmäissigstea; 
auch nahm das Quadrat unter den Vervverfungsurtheilen die zweite 
Stelle ein, nämlich mit z  4, indess g die erste mit z : 43. 
Legt man kleinen Kindern blos die beiden Formen Q) und Ü, 
von gleichem Flächeninhalte, aus schön farbigem Papier, wie es 
Kinder lieben, vor, nicht mit der Frage, welches ihnen am besten 
gefalle, sondern mit der Erlaubniss, sich eines davon zu nehmen, 
so greifen sie tapsig nach einem oder dem andern, ohne dass es 
ihnen einen Unterschied zu machen scheint, und ohne dass schliess- 
lieh ein erhebliches Uebergewicht des Z nach einer Seite bleibt. 
S0 fand sich's in Versuchen, die ich in zwei Kleinkinderbewahr- 
anstalten anstellen liess, unter Beobachtung der Vorsicht, die Lage 
des Q und Ü rechts und links bei den verschiedenen Kindern zu 
wechseln, damit nicht das vorzugsweise Zugreifen mit der Rechten 
einen Unterschied mache, und Q mit der Längsseite eben so 
oft der Verbindungslinie der Augen parallel als senkrecht darauf 
zu legen. 
Unstreitig nun müssen die Wohlgefalligkeitsverhältnisse der 
verschiedenen Rechtecksformen sich auch in den Anwendungen 
geltend machen; nur dass theils Zweck, theils combinatorische 
Einflüsse dabei mehrseitig abändernd wirken. In der That aber 
findet man, dass, insoweit keine Gegenwirkungen aus solchen 
Einflüssen entstehen, das goldne Schnittverhältniss und die nahe 
stehenden Rechtecke bevorzugt werden, hingegen dielangen Recht- 
ecke und das Quadrat mit den nahe stehenden Rechtecken unbe- 
liebt sind. Diess lehrt schon der rohe Augenschein; ausserdem 
aber habe ich viele Messungen an ganzen Classen rechteckiger 
Gegenstände, wie sie im Handel und Wandel vorkommen, an- 
gestellt, Welche es bestätigen, auf die ich jedoch hier nicht näher 
eingehe, um blos folgende Resultate im Allgemeinen kurz zu er- 
wähnen. 
	        
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