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nisse in diesem Gebiete und zur Entscheidung hieher gehöriger
Fragen einschlagen, worüber meine Schrift: nZur experimentellen:
Aesthetika (Lpz. Hirzel), von der bisher erst der erste Theil
erschienen ist, nähere Auskunft giebt. Hier würde ein nähe-
res Eingehen darauf zu weit führen; doch gebe ich unter 3)
wenigstens ein Beispiel der Anwendung einer der hieher gehöri-
gen Methoden mit den daraus ziehbaren Resultaten, nachdem zu-
vor unter 2) einige Einwände berücksichtigt sind, welche sich
gegen Untersuchungen in dieser Richtung überhaupt und gegen
die Brauchbarkeit der damit zu erzielenden Resultate erheben
lassen, denen zu begegnen sein möchte, um nicht dieses ganze
Untersuehungsfeld von vorn herein bei Seite zu lassen.
Einwände, die sich gegen die Nützlichkeit experimental-ästhetischer Unter-
suchungen überhaupt erheben lassen, und Erledigung derselben.
Folgendes Einwände, denen hier Beachtung zu schenken.
Mögen gewisse Formen und Verhältnisse isolirt gedacht einen
gewissen Vorzug der Wohlgefälligkeit vor andern verrathen, so
kommen sie doch nie isolirt zur Verwendung, sondern stets mit
nachbarlichen Formen und Verhältnissen sei es desselben Gegen-
standes oder der Umgehung, oder mit ihnen selbst eingeschrie-
benen oder sie kreuzenden Formen; jede Form, jedes Verhältniss
aber wird im Eindruck durch eine direete oder associative Bezie-
hung zu Formen und Verhältnissen mitbestimmt, welche mit ihm
im Zusammenhange der Auffassung unterliegen, was ich S. 421
die coinbinatorisehe Mitbestimmung genannt habe, so dass, was
für sich wohlgefällig ist, durch Zusammensetzung seiner Wirkung
mit der von andern Formen und Verhältnissen ungefällig oder um-
gekehrt erscheinen kann, oder Ein und Dasselbe je nach verschie-
dener Combiuatiorl gefälliger oder ungefäilligei" erscheinen kann,
wie z. B. ein Kreis in einem Quadrate wohlgefälliger erscheint als um
ein Quadrat, ein Kreis besser als eine Ellipse in ein Quadrat passt,
hingegen eine Ellipse besser als ein Kreis in ein Rechteck u. s. w.
Was hilft es dann, kann man sagen, die an sich wohlgefälligsten
Formen und Verhältnisse zu kennen, wenn sie sich in den Ver-
wendungen nicht festhalten lassen, vielmehr jede neue Verwen-
dungsweise das Resultat ändert.
Hierauf ist zu erwidern: a) dass in den meisten Verwendungen
eine gewisse Form, ein gewisses VerhäUHiSS einen dominirenden