und zu führen versucht hat, verwirrt und geirrt werden ist. Wer
Licht erst sucht, und der Weg von Unten ist ein Weg solchen
Suchens, kann diesen Weg nicht mit schon fertigem Lichte be-
leuchten wollen.
Als wesentliche Aufgaben einer allgemeinen Aesthetik sind
meines Erachtens überhaupt zu bezeichnen: Klarstellung der Be-
griffe, welchen sich die ästhetischen Thatsachen und VcrhältniSSe
unterordnen, und Feststellung der Gesetze, welchen sie gehorchen,
wovon die Kunstlehre die wichtigsten Anwendungen enthält. Die
Behandlungsweisen der Aesthetik von Oben aber haben vorzugs-
weise nur die erste Aufgabe vor Augen gehabt,. indem sie die Er-
klarung der ästhetischen Thatsachen aus Gesetzen durch eine
solche aus Begriffen oder Ideen zu ersetzen statt zu ergänzen
suchen.
ln der That, sieht man die meisten unsrer Lehrbücher und
allgemeinen Abhandlungen über Aesthetik an, die meisten aber
verfolgen den Weg von Oben, -so bilden Erörterungen und Strei-
tigkeiten über die richtige Begriffsbestimmung der Schönheit,
Erhabenheit, Hässlichkeit, des Angenehmen, Anmutbigen, Komi-
schen, Tragischen, Lächerlichen, des Humors, des Stils, der Ma-
nier, der Kunst, der Kunstschönheit und Naturschönheit, Unter-
ordnungen des Einzelnen unter diese Begriffe, Eintheilungen des
gesammten ästhetischen Gebietes aus dem Gesichtspuncte dersel-
ben, den Hauptinhalt der Darstellung. Aber damit erschöpft man
doch nicht die Aufgabe der Aesthetik. Denn bei Allem, was uns
ästhetisch angeht, wird die Frage nicht blos die sein: welchem
Begriffe ordnet es sich unter, an welchen Platz stellt es sich im
System unserer Begriffe man hat das allerdings zu fragen, es
gehört zur klaren Orientirung in unserm Erkenntnissgebiete;
aber die am meisten interessirende und wichtigste Frage wird
doch immer die bleiben: warum gefallt oder missfällt es, und
wiefern hat es Recht zu gefallen oder zu missfallen; und hierauf
lässt sich nur mit Gesetzen des Gefallens und Missfallens unter
Zuziehung der Gesetze des Sollens antworten, wie sich auf die
Frage: warum bewegt sich ein Körper so und so und wozu haben
wir ihn zu bewegen, nicht mit dem Begriff und einer Eintheilung
der verschiedenen Bewegungsweisen, sondern nur mit Gesetzen
der Bewegung und Betrachtung der Zwecke, worauf sie zu rich-
len, antworten lässt. Und so lange sich die begrifflichen Er-