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dein, Melancholie, Lub Gottes, fröhliche Jagd" bezeichne! , und bei M. ange-
fragt, ob er die richtige Deutung getrofleu. Dieser erwiederte: 0h er sich
dabei dasselbe oder etwas Andres gedacht, wisse er kaum zu sagen. Ein
Andrer werde vielleicht in dem, was der Ausleger Melancholie genannt wich
denke deim linden, und ein rechter Waidmann möchte die vfröhliche Jagdu
eben für das vreehie Lob Gotlesn hallen. Der Ausdruck der Musik reiche
und lebe und webe in Regionen, wohin das Wort. nicht mehr naehkönne
Nun machen sich, wie bei allen ästhetischen Conflicten, wo
es eigentlich gälte, die um den Vortheil streitenden Momente mög-
lichst günstig gegen einander abzuwägen und nur nach Umstän-
den mehr das eine oder andere vorwiegen zulassen, auch in
Betreff der vorbetrachteten Puncte Einseitigkeiten geltend, und
wird bald ein alleiniges oder übertriebenes Gewicht auf die eine
oder andere Seite, Charakteristik oder auf sich beruhende musika-
lische Wohlgefälligkeit, gelegt. Es kann aber um so weniger die
Absicht sein, auf den in der musikalischen Welt darüber beste-
henden Zwiespalt hier näher einzugeben, als dazu eine musikali-
sche Fachkenntniss gehören Würde, die ich nicht besitze.
Unstreitig ist der Nachdruck, mit welchem Hanslick das ästhetische
Recht und den ästhetischen Werth einer selbständigen vmusikalischen
Schönheit" gegenüber fremdartigen Gefühls-Anmuthungen an die Musik gel-
tend macht, in vollem Rechte, und wird man die vorigen Betrachtungen, mit
denen von Hanslick in dieser Beziehung stimmend Enden; hiegegen ist un-
streitig die Beziehung, welche die Musik zur Welt ausser der Musik ge-
winnen kann, und namentlich die Verpflichtung, welche eine begleitende
Musik gegen den begleitenden Inhalt hat, nicht hinreichend von ihm zur
Geltung gebracht. Besonders entschieden ist. Ambros der Einseitigkeit Hans-
liclds entgegengetreten, dabei aber der gegentheiligen Einseitigkeit einer
Unterschätzung oder vielmehr Niehtachtung des specitisch musikalischen
Elementes verfallen. Auch noch von Andern ist der Streit in dieser Be-
Ziehung aufgenommen worden; doch gestehe ich, der Literatur darüber nicht
weiter gefolgt zu sein.
Dass Schallempßndungen 'I'räger sehr bestimmter Associa-
tionsvorslellungen werden können, beweist sich in der den Wor-
ten anhängenden Bedeutung; aber Musik ist eben etwas Anderes
F118 Poesie, und beide Künste ergänzen sich in dieser Hinsicht viel-
mehr, als sich zu wiederheienl An sich zwar sind aiueh die
melodischen und harmonischen Beziehungen der Musik niehl. un-
A mhrus Sahrifl