sehliesst nicht aus, dass man Charaktergemeinsamkeiten der Mu-
sik mit Anderm finde, aber man kann es dem Scharfsinn überlas-
sen, solche zu suchen und der Phantasie, solche auszumalen,
und hat die eigentliche Bedeutung selbständiger Musik nicht darin
zu suchen. Wird, wie es wohl vorkommt, eine, für selbständiges
Auftreten bestimmte, musikalische Gomposition doch ausdrücklich
vom Componisten in Bezug zu einem Gedichte, Drama oder einer
historischen Begebenheit mit dem Ansprache gesetzt, einen ent-
sprechenden Eindruck im Ganzen zu gewähren, so mag diess im-
merhin Seitens des Stimmungscharakters und sonst gemeinsamer
Momente bis zu gewissen Granzen derFall sein können, aber doch
nur in sehr allgemeiner Weise, und der llaupteindruck der Musik
wird weder von einer Kenntniss noch einem Errathen des Bezuges
zu etwas ausser der Musik abhängen. Ganz verkehrt ist jeden-
falls, jeder Musik zuzumuthen, dass sie noch etwas, was nicht
Musik ist, darstellen solle.
Dass es, namentlich bei bedeuteuderen, wenn auch selb-
ständig auftretenden, musikalischen Compositionen ein gewisses
Interesse haben kann, ihnen eine Auslegung über die Musik hin-
aus zu geben, beweist sich jedenfalls darin, dass man solchen Aus-
legungen mehrfach begegnet; auch liegt im Vorigen die Möglich-
keit begründet, dass Auslegungen derselben (lomposition sogar
Seitens Verschiedenen" im allgemeinen Charakter und manchen
llauptrnomenten übereinstimmen, zugleich aber die Gewissheit,
dass sie (insofern sie nicht von einander abhängen) in- sehr ver-
schiedene Bestimnitheiten auslaufen werden. Immer wird die
Durchführung einer solchen Auslegung erst nachträglich zur Musik
hinzugebracht, ohne in ihrer Bestimmtheit während des Genusses
der Musik selbst vorzuschweben, ohne dass es dieser Bestimmt-
heit zum Genusse bedarf, und ohne damit den musikalischen
Genuss zu erschöpfen, ja ohne den speciüsch musikalischen Ge-
nuss, welcher der Kern des Ganzen bleibt, damit zu berühren.
Zur Erläuterung folgendes Beispiel der Auslegung einer Beethovensehen
Symphonie durch Ambros (die Gränzen d. Musik u. Poesie. S. 32.
vWir haben die C-moll-Symphonie von Beethoven gehört. Nach dem
gewaltigen Kämpfen und Ringen des von Leidenschaften durchwiihlten ersten
Satzes, in welchem, wie Beethoven sagte, MDdaS Schicksal an die Pforte
klnpftmi, hat die hold tröstende Stimme des Andante mit seinen Flölßllkliiflfltäll
Vergehens den Frieden zu gelten getraehtixt jeder triumphirende Aut-