Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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Natürlich am bcssten, wenn diese (Iesiolitsyvuncte so viel als 
möglich in Verbindung erfüllt werden, aber die beiden ersten , an 
welchen das G ha ra kteristische der Musik hängt, können auch 
in Conflict mit den Foderungen der specilisch musikalischen Wohl- 
gefälligkeit kommen, und man wird dann keiner beider Seiten 
ein unbedingtes und alleiniges Recht einräumen dürfen. Denn 
möchte die Musik noch so charakteristisch sein, wenn sie nicht 
auch Momente musikalischer Wohlgefalligkeit in sich einschlösse 
oder diese zu sehr schwinden liesse, so würde sie, da sie doch 
die Aufmerksamkeit eben so gut als das Gedicht und nicht blos 
nach ihrer Beziehung zum Gedicht in Anspruch nimmt, leicht lang_ 
weilen und ermüden, wogegen sie, wollte sie sich gar nicht um 
den Inhalt des Gedichtes, zu dem sie doch ausdrücklich in Bezug 
gesetzt ist, kümmern, sondern blos die eignen Wege musikalischer 
Schönheit gehen, mit diesem Inhalt zusammen einen zersplitterten 
oder gar widerspruchsvollen Eindruck gewähren. Ist doch in der 
Oper schon dadurch, dass die Leute mehr singen als sprechen, 
der musikalischen Schönheit eine starke Concession aufKosten der 
Angemessenheit gemacht; soll auch die Beziehung zum Inhalt 
wegfallen, so hört, so zu sagen, Alles auf; und praktisch ist man 
auch nie zu einem vollen Extrem in dieser Hinsicht gegangen. 
Inzwischen darfdie Musik schon desshalbin derCharakteristik nicht 
aufgehen wollen, weil sie überhauptnicht darin aufgehen kann; 
ihr specifisch musikalisches Element und zum Theil selbst ihr 
Stimmungselement greift darüber hinaus und stellt auch seine An- 
sprüche, die befriedigt sein wollen. 
, In der Hauptsache wird die Charakteristik immer so zu hal- 
ten sein, dass nur solche Momente durch dieselbe zur Geltung ge- 
bracht werden, welche zugleich dem gewollten Stimmungscha- 
rakter entsprechen. Eine bestimmte Abgränzung der Charakteri- 
stik in dieser Beziehung von dem, was gemeinhin als 'I'onmalerci 
verworfen wird, möchte aber nicht zu finden sein, und die Ver- 
werflichkeit nur da beginnen, Wo entweder _diesem gewollten 
Stimmungscharakter oder der specifisch musikalischen Wohlgefal- 
ligkeit nicht mehr genügt wird. 
In selbständig auftretender Musik ist natürlich auf Charakte- 
ristik in obigem Sinne kein Gewicht zu legen, weil die Aufgabe 
hier überhaupt nicht ist, etwas ausserhalb der Musik Bestehendes 
damit darzustellen oder dessen Eindruck zu unterstützen. Das
	        
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