Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

naten, Symphonieen u. a. hat es gar kein Interesse, zu fragen, 
welchen Gefühlen sie etwa angemessen sind, und die gar nicht 
zu hebendc Unbestimmtheit in dieser Hinsicht heben zu wollen. 
Sie sind ja nicht, wie die Compositionen von Liedern, darauf be- 
rechnet, bestimmten Gefühlen der Liebe, Sehnsucht und dgl. zur 
Unterstützung zu dienen, sondern durch ihre specilisch musikali- 
schen und rhythmischen Beziehungen mit dem Stimmungscharaktcr, 
der nun eben daran hängt, und der nicht einmal überall unge- 
zwungen oder rein auf einen auch ohne Musik erzeugbaren (le- 
bensverwandten) zurückzuführen ist, zu erfreuen, gleichgültig, 
mit welchem Gefühle etwa dieser Stimmungscharakter in Be-'  
ziehung gesetzt werden könne. Das rathen zu wollen, würde 
nicht nur au sich vergeblich sein, sondern auch vom wesentlich 
musikalischen Eindrücke abführen, indess bei der Composition 
des Liedes die Unbestimmtheit und hiemit das Rathen dadurch 
von selbst wegfallt, dass das Lied unter allen Gefühlen, auf welche 
die Gomposition bezogen werden könnte, dasjenige ausspricht, auf 
welches sie bezogen werden soll und sich nun auch wirklich be- 
zieht, weil das Gefühl im Liede wirklich ausgesprochen mitgeht. 
Aehnliche und zum Theil mit den vorigen zusammenhängende 
Betrachtungen sind anzustellen, wenn sich fragt, inwiefern die 
Musik im Stande sei, den Ausdruck irgend eines nicht musikali- 
sehen Geschehens zu geben, und im Rechte sei, ihn geben zu 
wollen. Auf S. 462 haben wir Mancherlei genannt, was die Musik 
mit der Welt ausserhalb der Musik gemein hat, ja sie kann, wie 
Lotze hervorgehoben, in ihrem Rhythmus und ihren Verhältnissfor- 
men noch Allgemeineres und Höheres damit gemein haben. Insofern 
und in so weit nun dergleichen der Fall ist, wird sie auch passend 
als Einleitung oder Accompagnement zur dichterischen respectiv 
dramatischen Darstellung eines Geschehens oder zu einem Gesche- 
hen selbst ausserhalb der Musik dienen können, aus dem vier- 
fachen Gesichtspuncte: erstens die Momente oder den Rhythmus 
dieses Geschehens, insoweit es wirklich de1'en Geltendmachung 
gilt, um so wirksamer zur Geltung zu bringen, zweitens die Stim- 
niung, welche etwa daran hängt, zu unterstützen, drittens die 
einheitliche Verknüpfung des specilisch musikalischen Elementes 
mit dem Inhalt des Geschehens zu vermitteln, Viertens durch diese 
Vermittelung eine Gemeinsamkeit und wechselseitige Steigerung 
des Gefallene an beiden möglich zu machen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.