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entsprechende Anwendung hieven beim Lustigen wird man leicht
machen. Der Schläfrige, ist er nicht zu schläfrig, wird sich durch
eine muntere Musik ermuntert finden, ist er aber sehr schläfrig,
nur mit Unlust dadurch gestört finden.
Dass wirklich zum wohlthuenden Eindruck, den eine traurige
Musik auf den Traurigen machen kann, der speciiisch wohlgefälligc
Eindruck der Musik wesentlich gehört, ergibt sich daraus, dass,
wenn man ihn wegfallen lässt, auch das Wohlthuende des Ein-
drucks wegfallt. Eine Musik mit herzzerreissenden Dissonanzen
mag der Stimmung Jemandes ganz entsprechen, doch wird er sie
nicht hören wollen. Anderseits wird man allgemeingesprochen
heitre Musik bei gleich vollendeter musikalischer Composition im
Ganzen öfter hören mögen, als Trauermusik, weil der Stimmungs-
charakter dort vortheilhafter ist. Wenn man aber, selbst ohne in
Trauer zu sein , doch mitunter 'l'raiuermusik gern hört, so ist es,
abgesehen vom Reize der Abwechselung, weil wir, einmal in die
Stimmung des Traurigen durch die Musik versetzt, dann auch den
wohlthuendeu Einfluss derselben wie dieser spüren, wie denn die
Forterhalt-ung einer, einmal durch die Musik eingeleiteten Stim-
mung durch den Fortgang der Musik den Vortheil der Zusammen-
stimmung der späteren Stimmungsanregung mit der schon vor-
handenen Stimmung gewährt. In dieser Beziehung ist die abän-
dernde Durchcomposition eines Liedes in Nachtheil gegen die (doch
auch noch in andrer Beziehung vortheilhafte) Wiederholung der
Gomposition der Verse, vorausgesetzt, dass damit der das Ganze
beherrschende"Stimmungscharakter des Liedes gut getroffen ist.
Was übrigens nicht ausschliesst, einmal, dass Ausweiehungen von
einer Grundstimmung, die sich im Fortgange versöhnen, von Vor-
theil sein können, und dass an der Durchcomposition Vortheile
andrer Art als an der Wiederholung hängen, die unter Umständen
überwiegen können; worauf hier nicht näher einzugehen.
Was die Gefühl e anlangt, die in entsprechender Bestimmt-
heit als die Stimmungen hervorzurufen nicht im Vermögen der
Musik liegt, so verhält sich die Musik doch nicht ganz gleichgültig
dazu, weil diese Gefühle, ohne ganz aus Stimmungen zu bestehen,
doch am Charakter derselben Theil haben, und je nachdem sie in
diesem oder jenem Stimmungscharakter auftreten, dann auch in
voriger Weise von der Musik beeinflusst werden. Indem aber bei
demselben Gefühle der Stimmungscharakter wechseln kann, wird