Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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entsprechende Anwendung hieven beim Lustigen wird man leicht 
machen. Der Schläfrige, ist er nicht zu schläfrig, wird sich durch 
eine muntere Musik ermuntert finden, ist er aber sehr schläfrig, 
nur mit Unlust dadurch gestört finden. 
Dass wirklich zum wohlthuenden Eindruck, den eine traurige 
Musik auf den Traurigen machen kann, der speciiisch wohlgefälligc 
Eindruck der Musik wesentlich gehört, ergibt sich daraus, dass, 
wenn man ihn wegfallen lässt, auch das Wohlthuende des Ein- 
drucks wegfallt. Eine Musik mit herzzerreissenden Dissonanzen 
mag der Stimmung Jemandes ganz entsprechen, doch wird er sie 
nicht hören wollen. Anderseits wird man allgemeingesprochen 
heitre Musik bei gleich vollendeter musikalischer Composition im 
Ganzen öfter hören mögen, als Trauermusik, weil der Stimmungs- 
charakter dort vortheilhafter ist. Wenn man aber, selbst ohne in 
Trauer zu sein , doch mitunter 'l'raiuermusik gern hört, so ist es, 
abgesehen vom Reize der Abwechselung, weil wir, einmal in die 
Stimmung des Traurigen durch die Musik versetzt, dann auch den 
wohlthuendeu Einfluss derselben wie dieser spüren, wie denn die 
Forterhalt-ung einer, einmal durch die Musik eingeleiteten Stim- 
mung durch den Fortgang der Musik den Vortheil der Zusammen- 
stimmung der späteren Stimmungsanregung mit der schon vor- 
handenen Stimmung gewährt. In dieser Beziehung ist die abän- 
dernde Durchcomposition eines Liedes in Nachtheil gegen die (doch 
auch noch in andrer Beziehung vortheilhafte) Wiederholung der 
Gomposition der Verse, vorausgesetzt, dass damit der das Ganze 
beherrschende"Stimmungscharakter des Liedes gut getroffen ist. 
Was übrigens nicht ausschliesst, einmal, dass Ausweiehungen von 
einer Grundstimmung, die sich im Fortgange versöhnen, von Vor- 
theil sein können, und dass an der Durchcomposition Vortheile 
 andrer Art als an der Wiederholung hängen, die unter Umständen 
überwiegen können; worauf hier nicht näher einzugehen. 
 Was die Gefühl e anlangt, die in entsprechender Bestimmt- 
heit als die Stimmungen hervorzurufen nicht im Vermögen der 
Musik liegt, so verhält sich die Musik doch nicht ganz gleichgültig 
dazu, weil diese Gefühle, ohne ganz aus Stimmungen zu bestehen, 
doch am Charakter derselben Theil haben, und je nachdem sie in 
diesem oder jenem Stimmungscharakter auftreten, dann auch in 
voriger Weise von der Musik beeinflusst werden. Indem aber bei 
demselben Gefühle der Stimmungscharakter wechseln kann, wird
	        
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