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wodurch, wie schon bemerkt, mannichfzlche und _in Höhe varii-
rende Beziehungen der Gleichheit und Ungleichheit zwischen den
verschiedenen Tönen möglich werden, die zwischen den verschie-
denen Farben nicht eben so möglich sind. Denn es giebt zwar
zusammengesetzte Farben so gut als zusammengesetzte 'l'öne
(Klänge) , ja es ist sehr wahrscheinlich ö), dass selbst jeder ob-
jectiv einfache homogene Farbenstral in der Optieusfasei- oder der
Verbindung von Opticusfasern, die er trifft, ein Farbengemisch,
nur mit Uebergewicht einer gewissen Farbe, auslöst. Aber die
Gomponenten eines Farbengemisches sind absolut nicht durch
Aufmerksamkeit scheidbarw"), halten sich überall nur innerhalb
der Gränzen einer Octave plus einer Quarte, denn weiter reicht
überhaupt die Sichtbarkeit der Farben nicht, indess schon der
zweite Ohertcn diese Gränze übersteigt, und sind allgemeinge-
sprechen vielmehr der Zusammensetzung der Geräusche als der
Zusammensetzung eines musikalischen Tones (Klangesj analog.
Mit entsprechenden Mitteln würde sich auch im Tongebiete keine
Musik machen lassen, und es lässt sich schon nach vorigen Unter-
schieden erklären, warum das Schauspiel der Kalospinthechromo-
krenc uns vielmehr nur den Eindruck eines prachtvollen Nach-
und Nebeneinander als eines zugleich innerlich Bezogenen wie Me-
lodie und llarmonie macht. Doch ist fraglich, ob mit vorigen
Puncten die fundamentalsten Unterschiede zwischen Tönen und
Farben getroffen oder erschöpft sind, auf die es hiebei ankommt;
jedenfalls gieht es noch tiefergreifende aber bisher nicht genügend
aufgeklärte Unterschiede. Warum z. B. steigt bei Tönen die Em-
pündung der Tonhöhe mit der Schwingungszahl ohne Aenderung
des Charakters continuirlich, indess sich bei Farben ein Wechsel
charakteristisch verschiedener Eindrücke, Roth, Gelb, Blau zeigt,
der mit Unterschieden in Emptindung der Tonhöhe gar nichts ge-
mein hat. Warum giebt das Zusammensehlagcn aller Töne einer
mittelst gr0ssei' Uebung und Anstrengung der Aufmerksamkeit (vergi, E1911;
d. Psychoph. ll. 272); unsreitig aber hat die an sich bestehende Möglichkeit
der Scheidung einen Einfluss bei Vergleichung zweier Töne oder vielmehr
Klänge, insofern man nach strengerer Unterscheidung unter Klang einen Ton
mit Oberlönen versteht.
i) Vergl. hierüber m. El. d. Psychophys. ll. S. 304.
H) Diess hängt wahrscheinlich davon ab, dass sie nicht eben so wie die
eines Tongemisches durch verschiedene Nervenlasern pereipirt werden.