Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

aber eine Sache der Zukunft, und die bisherigen Versuche der- 
selben sind Ivielmehr geeignet, die an sich gerechtfertigte Auf- 
gabe derselben zu bezeichnen und präsent zu erhalten, als zu 
erfüllen. 
Es wird also zwar in demselben Sinne eine philosophische 
Aesthetik höheren Stils über der empirischen geben können, wie es 
eine Naturphilosophie über der Physik und Physiologie geben kann, 
wenn schon noch nicht giebt. Aber wie die rechte Naturphilosophie, 
auf die zu hoffen, diese Lehren nicht wird ersetzen oder aus einem 
aprioristischen Grunde herausgebären können, vielmehr denselben 
zur Voraussetzung und Unterlage bedürfen wird, ohne sich selbst 
in ihre Specialitaten zu verlieren, so steht es mit dem Verhältniss 
der philosophischen Aesthetik höheren Stils zur empirischen. Nun 
aber fehlt es leider noch gar zu sehr an der empirischen Unter-,- 
lage; und so scheinen mir alle unsre Systeme philosophischer 
Aesthetik Riesen mit thönernen Füssen. 
Man sieht hieraus wohl, dass ich eine Aesthetik von Unten 
selbst zu den wesentlichsten Vorbedingungen der Aufstellung einer 
Aesthetik von Oben rechne; und da ich, bei der bisher unzuläng- 
lichen Erfüllung dieser wie andrer Vorbedingungen dazu, den 
Weg von Oben eben so wenig klar, sicher und erfolgreich einzu- 
schlagen vermochte, als ich ihn bisher eingeschlagen finde, so werde 
ich vielmehr durch strenge Einhaltung und Verfolgung des Weges 
von Unten ein Scherflein zu dieser Erfüllung beizutragen suchen, 
womit ich zum Voraus alle wesentlichen Vortheile desselben in 
Anspruch nehme, ohne den, in dessen Wesen liegenden, Nachthei- 
leu entgehen zu können. Den blossen Gefahren desselben zu ent- 
gehen, darauf soll wenigstens das Streben gerichtet sein. 
Wohl kann man fragen, ob sich nicht die Vorzüge und Vor- 
theile beider Wege dadurch vereinigen lassen, dass man den Gang 
von Unten mit Ideen von Oben beleuchtet oder nach Principien 
von Oben richtet. Das klingt allerdings schön, und wirklich wird 
der Weg von Unten neuerdings mehrfach so begangen, oder der 
Weg von Oben selbst in diesem Sinne verstanden. Nun werden 
die allgemeinsten Formalprincipien des Denkens und Forschens 
der Aesthetik von Unten wie von Oben mit allen Gebieten der 
Forschung gemein bleiben; im Uebrigen aber möchte es auch 
hier mit der Aesthetik wie mit der Physik sein, die bisher noch 
durch jedes Licht, wodurch die Naturphilosophie sie zu klaren
	        
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