Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

10.1 
oder einander ausschliessender Gattungen bildetw aber nicht eben 
so möchte ich Lotze darin Recht gehen, dass es die vErinnerungu 
an diese Verhältnisse des Weltinhaltes sei, was die Figuren, Rhyth- 
men, Beziehungen der Musik für uns werthvoll machefw) Viel- 
mehr eben desshalb, weil die Musik selbst das schönste Beispiel 
einer werthvollen Fügung, Beziehung, Abstufung des kVeltinlmaltes 
bietet, wird es keiner Erinnerung an Etwas über die Musik hin- 
aus zur Erweckung eines werthvollen Eindruckes bedürfen. Auch 
glaube ich nicht, dass Mozart und (Schubert die Leute waren, in 
Schöpfung ihrer Symphonieen durch Erinnerungen an den NVelt- 
gang über die Welt der Musik hinaus bestimmt zu werden; ja 
man kann fragen, 0b eine Bewegung des Geistes in grossen oder 
harmonischen Verhältnissen des Lebens und Denkens ausserhalh 
der Musik überhaupt productiver für solche innerhalb der Musik 
macht. Denn eben so leicht tritt in dieser Beziehung ein antago- 
nistisches als sympathisches Verhältniss ein.  
Unstreitig zwar kann das ganze geistige Besitzthum des Men- 
schen durch den Eingriff derMusik in Schwingungen "versetzt wegf- 
den, und je nachdem diess Besitzthum ein bedeutendes oder un- 
bedeutendes so oder so geartetes ist, was von dem frühern 
Bildungsgange des Menschen abhängt, wird die Musik durch die 
Schwingung oder Stimmung, in die sie den Inhalt dieses Besitz- 
thu_ms versetzt, bedeutendere oder unbedeutendere, so oder so ge- 
artete Wirkungen zu äussern im Stande sein; doch kann jemand 
verhäiltnissmiissig sehr wenig allgemeine Bildung besitzen, und 
stärkere und höhere direete musikalische Eindrücke erhalten, die 
Musik im eigentlichsten Sinne besser verstehen und mehr ge- 
niessen, als der Gebildete, wenn er geübter als dieser im Auifassen 
und Verfolgen musikalischer Beziehungen ist und mehr musikali- 
sche Anlage hat, trotz dem, dass er wenig, der Andre viel und 
Bedeutendes associiren kann; nur eben das Nebenproduet der 
Musik ist bei dem Andern bedeutender.  
Das Vorige hindert nicht, dass wir in einer allgemeinen Be- 
trachtung der Künste, wie sie im Gange von Oben einzuschlagen 
i) "Den Werth derselben halten wir für keinen eigenen , sie erscheinen 
schön, indem sie die Erinnerung der unzähligen Güler erwecken, die in ilem 
gleichen Rhythmus des Geschehens und nur in ihm denkbar sind." (Gen-h. 
S. 487). Vergl. auch nUc-hcr die Beil. d. Knnslschünlmi S. 21. 
H t
	        
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