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nachzuhuschen ,
mung hinein.
versetzt
S0 Zll
sagen
in
dessen
weibliche
Stim-
Bei Burke (vom Sch. u. E. 246) lese ich Folgendes, was hieher gehört.
uSpon erzählt uns in s. Recherches d'Antiquite eine hieher gehörige, sonder-
hare Geschichte, von dem berühmten Physiognomist Campanella. Dieser
Mann hatte, allem Ansehen nach, nicht nur sehr genaue Beobachtungen über
die menschlichen Gesichtszüge gemacht, sondern er besass auch in einem
hohen Grade die Kunst, die merklichsten nachzumachen. Wenn er Lust
hatte, die Neigungen derer, mit welchen er urnging, zu erforschen, so nahm
er, so genau als er konnte, das Gesicht, die Geberde, die ganze Stellung der
Personen an, welche er untersuchte. Und dann- gab er genau Acht, in was
für eine Gemüthsverfassung er durch diese Veränderung versetzt wurde.
Auf diese Weise, sagt mein Schriftsteller, war er im Stande, so vollkommen
in die Gesinnungen und Gedanken des Andern einzudringen, als wenn er
sich in die Person desselben verwandelt hätte. So viel habe ich oft selbst
erfahren , dass, wenn ich die Mienen und Geberden eines zornigen, sanft-
miithigen, kühnen oder furchtsamen Menschen nachmache, ich in mir einen
ganz unwillkührlichen klang zu der Leidenschaft finde, deren sichtbare Zei-
chen ich nachzuahmen Suche."
Wäre nun die Erkenntniss des fremden Seelenzustandes aus
seiner körperlichen Aeusserung Sache eines eben so entschiedenen
lnstincts als die Aeusserung selbst, so bedürfte es nicht erst der
Nachahmung zur genauem Erkenntniss. Von andrer Seite ist
nicht ausser Acht zu lassen, dass es sich hiebei um complicirte
Seelenzustände handelt, womit nicht ausgeschlossen wäre, dass
doch die Aeusserungen der einfa chsten Seelenbewegungen
eben so sicher instinctiv verstanden als getban würden. Wir kön-
nen aber die Fragen in dieser Hinsicht um so leichter unentschie-
den lassen, als sie in das Feld unsrer ästhetischen Betrachtungen
nicht eben tief eingreifen.
XIII.
Vertretung des directen Factors ästhetischer
Eindrücke gegenüber dem assoeiaüven.
Vorbemerkungen.
Dass im'Wandel und Streit ästhetischer Ansichten nicht blos
der associative sondern auch directe Factor ästhetischer Eindrücke
mitunter Unrecht leidet, ist früher im Allgemeinen besprochen;