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was nicht hindert, dass sie durch Erziehung nach gewissen Rich-
tungen entwickelt und modificirt werden. Also stelle ich mir
lieber im Sinne einer Ansicht, die ich in meinen nldeen zur
Schöpfungsgeschichte c entwickelt habe, vor, dass die, im irdischen
Ursystem noch einheitlich zusammenhängende oder verschmol-
zene, Organisation von Biene und Blume sich bei der Auseinander-
setzung (Differenzirung) dieses Systems in die besondern Reiche
und deren Glieder so auseinanderlegte, dass beide noch durch
gegenseitige Wirkungsbezüge im Sinne der Erhaltung des Gan-
zen und ihres eigenen lebendigen Fortbeslandes verknüpft blieben.
lläickelisch ist das freilich nicht.
Jedoch lassen wir immerhin die Entscheidung über diese
{frage dahingestellt. Das Factum instinctiver Einrichtungen bei
Thieren bleibt jedenfalls bestehen, und selbst den Menschen feh-
len solche nicht ganz; wohin gehört, dass das Kind die Mutter-
brust, die es sieht oder an die es gelegt wird, als Gegenstand und
Mittel der Befriedigung eines Triebes erkennt, überhaupt an jedem
runden Gegenstande, der ihm in den Mund gesteckt wird, zu sau-
gen anfängt, und dass zwar nicht unmittelbar angeboren, aber
aus angeborener Anlage naturgemäss sich entwickelnd, später ge-
schlechtliche Begierden beim Anblick oder der Berührung dessen,
was sie befriedigen kann, erwachen.
Hienach besteht die Aufgabe, ausser dem directen und asso-
ciativen Factor der von den Gegenständen auf uns gemachten Ein-
drücke auch einen instinctiven zu berücksichtigen, d. i. zu unter-
suchen, was etwa in diesen Eindrücken vielmehr durch eine
angeborene als erworbene Einrichtung mit den directen mitspielt,
zwischen welchen und den instinctiven übrigens keine so strenge
begriffliche Scheidung vorliegt, dass man nicht auch das Gefallen
an der Symmetrie als Sache einer instinctiven Einrichtung erklä-
ren könnte.
Ein ästhetisches Interesse der Rücksichtsnahme auf instinc-
tive Eindrücke macht sich insbesondere bei der Frage nach den
Gründen der Menschenschönheit geltend. Hängt das Gefallen des
Menschen an der menschlichen Gestalt wesentlich von einer an-
gebornen, respective aus angeborncr Anlage von selbst sich ent-
wickelnden, Einrichtung oder einer auf Associationswege im Ver-
kehr mit Menschen erworbenen Einrichtung ab?
ln dieser Beziehung scheint mir Folgendes zu erwägen.