152
was ich wegen Ermangelung entscheidender Beweise für wie wider
dahin stelle, so hebt es den vorigen Grund nicht auf, sondern come
plicirt sich nur mit ihm.
Durch frühere Erfahrungen unvermittelte Eindrücke der Art
würde man zu den instinctiven zu rechnen haben, und es führt
das auf die allgemeinere Frage, welches Verhältniss überhaupt in-
stinctive Eindrücke zu den associativen haben und wie weit sie
solche vertreten können, Worüber ich einige Betrachtungen an-
stellen will, die das ästhetische Interesse wenigstens mit berühren.
Die lnstincte der Thiere beweisen jedenfalls, dass manche
psychisch-physische Einrichtungen, die der Mensch erst durch
Uebung oder Erfahrung erwerben muss, auch angeboren sein
können. Ein Hühnchcn, was eben erst aus dem Ei gekrochen,
schnappte gleich nach einer Spinne, die neben dem Ei an einem
Spinnefaden herabhing; woher wusste es, dass das ein Ding zum
Fressen war? Die Biene sucht beim ersten Ausfluge Honig in den
Blumen; was führt sie gleich zum rechten Versteck? Der Anblick
der Spinne, der Blumen muss hier nach einer angeborenen Ein-
richtung ein ähnliches Spiel von Empfindungen und Trieben aus-
lösen, als in uns der Anblick einer wohlschnieekenden Frucht
nach früher gemachten Erfahrungen auslöst, wenn er uns gleich
Lust macht danach zu greifen.
Man kann den Ursprung der instinctiven Einrichtungen darin
suchen und dadurch mit den assiociativ erworbenen unter einen
gemeinschaftlichen Gesichtspunct zu bringen suchen, dass sie doch
von den Vorälteru der Geschöpfe, welchen sie zukommen, im
Laufe des Lebens oder der Generationen erworben und nur durch
Vererbung auf sie übergepflanzt wurden. Diess stimmt wesent-
lich mit der Darwinschen Lehre und findet seine Unterstützung
darin, dass nachweislich manche Instincte gezüchteter Thiere auf
solche Weise entstanden sind, wie die lnstincte des Schäferhun-
des, Dachshundes und llühnerhundes. Wogegen man freilich ein-
wenden kann, dass, wenn die Bienen erst hätten lernen sollen,
dass Honig in den Blumen zu finden, und die Spinnen lernen
sollen, wie ein Netz zu spinnen, sie lange zuvor verhungert wären,
da der Zufall und Kampf ums Dasein, welche den menschlichen
Lehrmeister zu vertreten hätten, nicht gleich diesem die Thiere bis
zur erlangten Fertigkeit auch füttern würden. Die fundamentalen
lnstincte scheinen doch einen fundamentalern Grund zu haben,