V1 so
durch den räumlichen Verfolg des Bildes zu unterbrechen-denn
ein ganz gleichzeitiger Vcrfolg ist doch trotz des zeigenden Stabes
nicht möglich, dadurch nur um so lästiger werden. Diess ist
anders bei Illustrationen von Gedichten durch Bilder, wo das
gleichzeitige Verfolgen beider nicht gezwungen ist und gar nicht
beansprucht wird, man vielmehr erst, wenn man das eine satt
hat, sich zum andern zurüokzuwenden braucht.
Hiegegen aber fraglich, ob diese Gegenerwägung gegen jene
Vortheile durchschlägt, und nicht jenes Wenig günstige Gefühl
doch blos daraus entstanden ist, dass die bisherige Ausführung
wrenig leistet, da es sich eben nach nichts Anderem hat bilden
können. Nun ist überhaupt meine Ansicht, dass in der Aesthetik
Alles zu versuchen ist, was nicht a priori abzumachen ist, und ich
halte die Frage einer solchen Kunst hiezu gehörig, ohne freilich
grosses Vertrauen auf diese Zukunftskunst zu setzen.
XII.
Eindrüuke.
und instinctive
Physiognolnische
Es kann vorkommen und kommt oft vor, dass wir uns von
Personen gleich bei der ersten Begegnung angezogen oder abge-
stossen finden, ehe sie noch das Geringste gethan haben, was
unsre Zuneigung verdiente oder unsre Abneigung rechtfertigen
könnte, dass sie uns, wie man sich ausdrückt, sympathisch oder
antipathisch sind, ohne dass wir uns Rechenschaft geben können,
warum. Besonders Frauen sind stark in solchen so zu sagen
aprioristischen Sympathieen und Antipathieen; ein Gesicht ist oft
ein schlimmeres Verbrechen bei ihnen als eine Handlung. Inzwi-
schen ist ihr Gefühl meist ein richtiges und leitet sie oft besser als
uns der Verstand. l-larlmann sagt: die Weisheit, des Unbewussten
LhuUs. Nun ja, es fragt sich nur, woher es diese Vlvleisheit hat.
Ich meine, jedenfalls in der Hauptsache daher, dass alle Er-
fahrungen, die wir von Jugend auf über Güte, Liebe, Schlechtig-
keit, Gemeinheit-der Menschen in Verbindung mit ihrem Anblick
und Behaben gemachte-unzählige aber sind's, deren wir uns