Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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das Gedicht in diesen Eindruck einzugreifen, da es nur für diese 
Voraussetzung gemalt ist, ist es hingegen für den Eindruck eines 
Gedichtes, was ohne die Voraussetzung der Illustration vjerfasst 
ist und zu bestehen weiss, nichts weniger als nothwendig, mit dem 
Vorstellungskreise der Illustration darein einzugreifen, und wenn 
ich früher des Vortheils der Ergänzung gedachte, den z. B. die 
lllustration der Schlachtscene eines Epos mit einem Bilde gewah- 
ren  sind von diesem Vortheile bei näherer Erwägung 
auch manche Abzüge zu machen. 
Von vorn herein leuchtet ein, dass Poesie und Malerei in sol- 
cher äussern Verbindung nicht zu einem entsprechend einheit- 
lichen Totaleindrucke zusammenstimmen und sich also keine gleich 
w i rksa me Unterstützung gewähren können, als Poesie und Musik 
im Liede, weil Poesie und Musik des Liedes im selben Strome 
iliessen, so dass ihre Wirkungen sich unmittelbar durchdringen, 
indess man das Gedicht und das illustrirende Bild nur abwechselnd 
verfolgen und dann allerdings mit den Vorstellungen des einen 
befrachtet solche so zu sagen auf das andre mit abladen kann; 
aber das geschieht nur mittelst einer Unterbrechung; und wie sich 
ein Dichter im Vorlesen eines Gedichtes nicht gern durch den Zu- 
hörer unterbrechen lässt, möchte er auch das Lesen des Gedichts 
nicht gern durch Betrachtung der Malerei unterbrochen finden. 
Dazu kommt Folgendes in Rücksicht. 
Wenn der epische Dichter eine Schlacht schildert, so werden 
im Allgemeinen nur gewisse Momente der Schlacht in den Zusam- 
menhang der Darstellung ästhetisch wirksam eingreifen; und, 
wenn es von gewisser Seite ein Nachtheil poetischer Darstellung 
ist, dass sie nicht alle Momente der Schlacht darstellen kan n, so 
ist es von andrer Seite ein Vortheil, dass sie nicht alle darzu- 
stellen braucht, sondern, unter Beiseitlassung der gleichgültigen, 
diejenigen, auf die es zur poetischen Wirkung wesentlich an- 
kommt, heraushehen und in den gesammten Zusammenhang poe- 
tisch wirksamer Momente verweben kann. S0 entsteht der leichte 
reine Fluss der Poesie. Hiegegen ist die Malerei genöthigt, von 
der Schlacht Alles in voller Breite zu geben, was zum sichtbaren 
Zusammenhange derselben von einem gegebenen räumlichen und 
zeitlichen Standpuncte aus gesehen gehört, und damit einen Zu- 
sammenhang von Associationen heraufzubeschwören, der sich mit 
demjenigen, welchen die sprachliche Darstellung hervorruft, zwar 
Fach ner. Vorschule d. Aesthetik. 40
	        
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