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Menschen, seiner Werke, seiner Spuren ist jedenfalls das aus-
giebigste und wirksamste Mitte], im Gebiete der Sichtbarkeit ästhe-
tisch bedeutsame Gefühle zu wecken, und der Landschaftsmaler
wird selten ganz ohne Zuziehung desselben auszukommen wissen;
wo es aber der Fall ist, fast immer ein Surrogat des Menschlichen
im Thierleben , was die nächste Associationshrücke dazu schlägt,
suchen.
So fehlt der einsamen Walddurchsicht doch nicht leicht das
Wild, der Klippe mit der Brandung nicht leicht die flatternde Möve,
oder der daran ruhende Seehund. Man nehme aus einer der
schönsten Landschaften von Lessing, einem See an einer Felsen-
wand, die Kraniche oder Beiher, die daran stehen", und hat ein
Hauptmoment derselben gestrichen.
Hiebei mag eines, wenn ich mich recht erinnere, von A. v.
Humboldt gethanen Ausspruches gedacht werden: dass sich für
den Landschaftsmaler brauchbare Motive eigentlich nur in culti-
virten Ländern finden; was autfallen kann, wenn man an die
Ueppigkeit der Natur in so vielen Gegenden denkt, wo der Fuss
des Menschen noch keine Stätte gefunden, die Cultur des Bodens
noch nicht Platz gegriffen hat. In der That aber ordnen sich unter
dem Cultureinflusse des Menschen die Elemente der Natur in einer
neuen Weise; und wo nichts an diesen ordnende-n Einfluss er-
innert, bleibt der Eindruck der Landschaft leicht ein roher, künst-
lerisch nicht verwerthbarer. '
dem
Verhältniss zwischen Poesie und Malerei aus
Gesichtspunct des Assoeiationsprincipes.
Es ist eine vielbesprochene Frage 35-5: die Gränzen zwi-
schen Poesie und Malerei sind, unnntlich bezieht sich
Lessings Laocoon hauptsächlich hierauf. eine Darstellung ist wie
Alles von Lessing sehr anziehend und geistreich; doch glaube ich,
dass sie durch Zuziehung von Betrachtungen, zu denen das Asso-
ciationsprincip Anlass giebt, in mancher Beziehung theils noch
ergänzt, theils etwas mehr vertieft werden, das Princip selbst aber
hiemit eine weitere Erläuterung seiner Anwendbarkeit finden kann.