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könnte, sie müssten störend in dem Eindrucke der Landschaft
wirken. Von Menschenhänden gemacht, zu äusseren Zwecken be-
stimmt, treten sie mit geradliniger, scharf rechtwinklicher Begrän-
zung aus dem freien Formenspiel der schaffenden Naturkraft her-
aus, und setzen ihre weissen Wände, rothen Dächer dem Grün
und den fahlen Erd- und Felsfarben gegenüber. Nun kann zwar
durch Mannichfaltigkeit der Reiz einer Sache erhöht werden; aber
doch nicht durch principlos zusammengewürfelte Mannichfaltigkeit,
die vielmehr sonst nur den Eindruck rnissfälliger Unordnung, Zer-
splitterung, Zerstreuung giebt; warum nicht auch hier? Ein der
anschaulichen Mannichfaltigkeit immanentes Princip, wie solches
rücksichtslos auf Bedeutung die Symmetrie wohlgefälliger als die
Asymmetrie macht, ist jedenfalls in der Zusammenstellung der
menschlichen Bauwerke mit der Natur nicht zu finden. Und wenn
Manche viel auf einen Rhythmus als Hauptbedingung der Schön-
heit geben, so unterbricht ein Bauwerk vielmehr den Rhythmus,
welcher der sich frei gestaltenden Natur eigen ist, als dass es sich
darein fügte. Was also bleibt endlich zur Erklärung des Reizes, den
Bauwerke der Landschaft zufügen, noch übrig?
Nur die Bedeutung bleibt übrig, welche wir an die mensch-
lichen Bauwerke knüpfen. Die menschlichen Bauwerke sind Er-
zeugnisse, Mittelpuncte, Ansatzpuncte menschlicher Thätigkeit,
Wohnplätze menschlicher Leiden und Freuden. Die Erinnerung
daran webt sich in die Associationen, welche die Naturumgebung
ihrerseits hervorruft, ein und steigert mächtig die Bedeutung ihres
Gehaltes. Ständen nun freilich Natur und menschliches Leben und
Treiben einander unvermittelt gegenüber, so könnte auch der
Eindruck von beiden nur zusammenhangslos bleiben oder sich
wechselseitig stören. Hiegegen finden wir das menschliche Leben
und Treiben durch die Bauwerke selbst eingewachsen in
die Natur, und von d in die Natur ausstralend, hie-
durch aber die einhei 15157;", rknüpfung, deren der Eindruck der
Formen an sich selbst "17 STL, vielseitigst vermittelt. Jede andre
Art von Bauwerken, jede" andre Weise, wie sie sich gesellig ver-
binden oder in Freiheit zerstreuen, spielt mit andersartigen Vor-
Stellungen vom Leben und Treiben der Bewohner in den Eindruck
der Landschaft hinein, und eine Kleinigkeit am Hause kann der
Träger einer, mit ihrem anschaulichen EfTecte in keinem Verhält-
11isse stehenden, Wirkung sein. So kann der Bauch, der über das
Fechner, Vorschule d. Aesihetik. 9