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sich Erinnerungen, XKa-rgleichs-Vorstellungen, wodurch diese Ge-
genstände eine gewisse Bedeutung für uns erlangen, und auch
ihre Zusammenstellung gewinnt für uns eine solche auf demselben
Wege. Die Gesammtheit dieser Erinnerungen und Vorstellungen
nun macht sich in Verschmelzung mit der sinnlichen Unterlage
und den ihr immanenten Verhältnissen als Gesammteindruck der
Landschaft geltend; jede Einzelnheit der Landschaft spielt von
einer andern Seite mit einem andern Kreise von Erinnerungen und
Vorstellungen hinein, und was so hineinspielt, kann auch wieder
herausspielen.
Hienach versteht sich leicht, worin das Unsagbare, Uner-
schöpfliche, Unklarbare liegt, was dem landschaftlichen Eindruckc
zukommt. Wer will alle Vorstellungen verfolgen, erschöpfen, klä-
ren, die dazu beigetragen haben? Schon dem einzelnen Gegen-
standc kommt eine gewisse Unerschöpflichkeit in dieser Hinsicht
zu; die Landschaft bietet uns so zu sagen eine Unerschöpflichkeit
solcher unerschöpflichen Gegenstände dar, die mit ihren Associa-
tionskreisen sich ineinander unbestimmt verzweigen. Doch können
wir auch hier lolauptelemente in Betracht ziehen und den Eindruck
dadurch wenigstens bis zu gewissen Gränzen charakterisiren, klä-
ren und erklären, wovon unten ein Beispiel. '
Nun Wendet man vielleicht gegen die vorige Betrachtung ein,
dass danach die, welche zwischen Berg und See gelebt, also Er-
fahrungen daran gemacht haben, ein reicheres Gefühl beim An-
blick einer Berg- und Seelandschaft davon tragen müssten, als
die, welche das erstemal dazu treten, wovon doch das Gegentheil
der Fall ist. Gerade der, wer noch nie einen See, einen Berg ge-
sehen, wird heim ersten-Anblick am meisten davon ergriffen.
Aber das hängt so zusammen. Jeder weiss doch schon nach frühe-
ren Erfahrungen, was ein Teich und was ein Hügel ist. Tritt er
nun mit der Association davon das elm unabsehbar ge-
wordenen Teiche, zum unübersteigli enen Hügel, so ist
in der Veranlassung: Seinen früheren e eren Associations-
kreis quantitativ auszudehnen, selbst e - r wirksamsten An-
regungs- und Belebungsmittel seines Gefühles gegeben, wogegen
bei dem, der immer zwischen See und Bergen lebt, diess Ferment
fehlt, welches den Klumpen anknüpfbarer Vorstellungen zum
mächtigen und lebendigen Gefühle aufgehen lässt. Sein Gefühl
ist, kurz gesagt, abgestumpft, wie es sich auch bei Jedem nach