Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

V1 26 
sich Erinnerungen, XKa-rgleichs-Vorstellungen, wodurch diese Ge- 
genstände eine gewisse Bedeutung für uns erlangen, und auch 
ihre Zusammenstellung gewinnt für uns eine solche auf demselben 
Wege. Die Gesammtheit dieser Erinnerungen und Vorstellungen 
nun macht sich in Verschmelzung mit der sinnlichen Unterlage 
und den ihr immanenten Verhältnissen als Gesammteindruck der 
Landschaft geltend; jede Einzelnheit der Landschaft spielt von 
einer andern Seite mit einem andern Kreise von Erinnerungen und 
Vorstellungen hinein, und was so hineinspielt, kann auch wieder 
herausspielen.    
Hienach versteht sich leicht, worin das Unsagbare, Uner- 
schöpfliche, Unklarbare liegt, was dem landschaftlichen Eindruckc 
zukommt. Wer will alle Vorstellungen verfolgen, erschöpfen, klä- 
ren, die dazu beigetragen haben? Schon dem einzelnen Gegen- 
standc kommt eine gewisse Unerschöpflichkeit in dieser Hinsicht 
zu; die Landschaft bietet uns so zu sagen eine Unerschöpflichkeit 
solcher unerschöpflichen Gegenstände dar, die mit ihren Associa- 
tionskreisen sich ineinander unbestimmt verzweigen. Doch können 
wir auch hier lolauptelemente in Betracht ziehen und den Eindruck 
dadurch wenigstens bis zu gewissen Gränzen charakterisiren, klä- 
ren und erklären, wovon unten ein Beispiel. ' 
Nun Wendet man vielleicht gegen die vorige Betrachtung ein, 
dass danach die, welche zwischen Berg und See gelebt, also Er- 
fahrungen daran gemacht haben, ein reicheres Gefühl beim An- 
blick einer Berg- und Seelandschaft davon tragen müssten, als 
die, welche das erstemal dazu treten, wovon doch das Gegentheil 
der Fall ist. Gerade der, wer noch nie einen See, einen Berg ge- 
sehen, wird heim ersten-Anblick am meisten davon ergriffen. 
Aber das hängt so zusammen. Jeder weiss doch schon nach frühe- 
ren Erfahrungen, was ein Teich und was ein Hügel ist. Tritt er 
nun mit der Association davon das elm unabsehbar ge- 
wordenen Teiche, zum unübersteigli  enen Hügel, so ist 
in der Veranlassung: Seinen früheren e   eren Associations- 
kreis quantitativ auszudehnen, selbst e  - r wirksamsten An- 
regungs- und Belebungsmittel seines Gefühles gegeben, wogegen 
bei dem, der immer zwischen See und Bergen lebt, diess Ferment 
fehlt, welches den Klumpen anknüpfbarer Vorstellungen zum 
mächtigen und lebendigen Gefühle aufgehen lässt. Sein Gefühl 
ist, kurz gesagt, abgestumpft, wie es sich auch bei Jedem nach
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.