nen Menschen sich sehr verschieden gestaltenden, ja bei demsel-
ben Menschen wechselnden Umständen abhängen würde, ob etwas
für schön oder nicht schön zu erklären. Allein die wichtigsten
Associationen werden dem Menschen durch die allgemeine Natur
der menschlichen, irdischen und kosmischen Verhältnisse auch
allgemein aufgedrungen, wonach z. B. niemand den Ausdruck der
Gebrechlichkeit mit dem der Kraft und Gesundheit, niemand den
Ausdruck der Güte oder geistigen Begabtheit mit dem der Bös-
artigkeit oder Dummheit verwechseln kann; und was die nach
Individualität, Zeit, Ort wechselnden Associationen anlangt, welche
an der verschiedenen Entwickelung des Geschmackes verschie-
dener Individuen, Völker, Zeiten Antheil haben, so sind sie nur
wesentlich bestimmend für die Thatsache, aber nicht für die Bo-
rechtigung des Geschmackes, und der Begriil der wahren Schon-
heit in dem früher 16) angegebenen Sinne hat ihnen nicht weiter
zu folgen, als jene individuellen Verschiedenheiten selbst berech-
tigt sind, was sie doch bis zu gewissen Gränzen wirklich sind, und
damit verschiedenen Modulationen der Schönheit Raum geben; in-
dem nur das als wahrhaft, als objectiv schön zu gelten hat, woran
unmittelbares Wohlgefallen zu haben, mitRücksicht auf alle Folgen
und Zusammenhänge gedeihlich im Ganzen ist; und daran ist die
Betheiligung der Associationen nicht ausgeschlossen.
Wie Eingangs bemerkt, trägt hauptsächlich Kant die Schuld der ver-
breiteten Ansicht, dass der associative Factor nur eine unwesentliche Zuthat
zum Eindrucke der reinen oder nach Kants Ausdruck vfreiena Schönheit sei,
für weiche Zulhat er den Ausdruck nanhängcndea Schönheit hat; dieser aber
schreibt er keine eigentliche ästhetische Bedeutung zu. Misst er nun auch
dem an ein Natur- oder Kunstwerk angeknüpiten Sinne einen Werih aus
anderm Gesichtspuncte bei, so verfehlt er doch eben damit einen Hauptge-
sichtspunct der Schönheit, dass er das, was der angeknüpfte Sinn dazu bei-
trägt, von ihr wesentlich ausschiiesst.
Herbart (ges. Werke ll. S. 406) geht nicht so weit als Kant, indem
er die Wirkung der von ihm sog. Apperception (Aufnahme eines Eindruckes
in den bisherigen Vorsteilungsnexus und Anregung desselben dadurch), die
von Association nicht trennbar ist, bei der Würdigung eines Kunstwerkes nur
in so weit bei Seite zu lassen gebietet, wals sie nicht wesentlich die Auflassung
bedingtrr, ohne doch deutlich zu machen, was er als uWGSBIIiZÜChH rechnet.
Aus der Weise, wie er einige Beispiele erläutert, geht jedenfalls hervor, dass
er, anstatt einen Hauptfactor ästhetischen Eindrucks von Kunstwerken im
associaiiven Momente zu suchen, nur ein nicht ganz entbehrliches. doch mög-
lichst zurückzuweisendes Ilüifseiement darin sucht, und das Hauptgewicht
auf den directen Factor (die sog. Perception) legt. Nun liegt freilich in der