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dende liegt. Alle schönen Künste haben das gemein, sinnliche
Mittel so zu combiniren, dass daraus mehr als blos sinnliche Lust
erwächst. Hier liegt der Einheitspunct. Dieser Erfolg aber kann
eben so vorwiegend durch Beziehungen zwischen direeten Ein-
drücken als zwischen associirten Eindrücken und daraus sich
auslösenden Vorstellungen erzielt werden; darin liegt einer der
unterscheidenden Gesichtspuncte verschiedener Künste, auf den
man freilich nicht kommen kann, wenn man die associirten Ein-
drücke selbst nicht klar von den directen unterscheidet.
Wenn es Aestheliker giebt, welche dem associativen Factor
einen wesentlichen Antheil an der Schönheit überhaupt absprechen
und behaupten, dass seine Wirkung von der Wirkung eines Gegen-
standes abzuziehen sei, um dessen Schönheit rein zu haben, so
ist diess nur eine doctrinäre Trennung, von welcher die lebendige
Wirkung der Schönheit und der lebendige Begriffsgebrauch nichts
weiss. Sie verwechseln die Unterscheidbarkeit beider Factoren
der Schönheit mit einem von der Schönheit zu machenden Abzüge,
und lassen von der ganzen Schönheit sichtbarer Gegenstände
so zu sagen nur das Gerippe übrig, indem die Bekleidung dessel-
ben mit lebendigem Fleisch nur durch die Asscciationen geschieht.
In der That, was von der sixtinischen Madonna nach Abzug aller
Association noch übrig bleibt, ist eine kunterbunte Farbentafel,
der es jedes Teppichmuster an Wohlgefälligkeit zuvor thut; denn
in diesem hat man doch noch den directen Reiz der Farbenhar-
monie und Symmetrie, der in jenem Bilde geopfert ist, um der
Anknüpfung erhabener Vorstellungen "und einheitlicher Ver-
knüpfung derselben Raum zu geben. Will man nun diess nicht
zur Schönheit des Bildes rechnen, so macht man sich einen Begriff
von Schönheit, der wohl in irgend einem System, nur nicht im
Leben zu brauchen ist, und hiemit das System selbst unbrauch-
bar für das Leben macht.
Unstreitig zwar ist Manches von Associationen als unwesent-
lich zur Schönheit sichtbarer Gegenstände wirklich abzusondern;
aber das sind nur Associationen, die zu zufällig sind, um mit zu
zählen; Alles davon absondern heisst die Schönheit selbst mit
ahsondern.
'Freilich hat man einen wesentlichen Beitrag der Association
zur Schönheit gerade aus dem Gesichtspuncte in Abrede stellen
wollen, dass es danach überhaupt von zufälligen, bei verschiede-