Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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dende liegt. Alle schönen Künste haben das gemein, sinnliche 
Mittel so zu combiniren, dass daraus mehr als blos sinnliche Lust 
erwächst. Hier liegt der Einheitspunct. Dieser Erfolg aber kann 
eben so vorwiegend durch Beziehungen zwischen direeten Ein- 
drücken als zwischen associirten Eindrücken und daraus sich 
auslösenden Vorstellungen erzielt werden; darin liegt einer der 
unterscheidenden Gesichtspuncte verschiedener Künste, auf den 
man freilich nicht kommen kann, wenn man die associirten Ein- 
drücke selbst nicht klar von den directen unterscheidet. 
Wenn es Aestheliker giebt, welche dem associativen Factor 
einen wesentlichen Antheil an der Schönheit überhaupt absprechen 
und behaupten, dass seine Wirkung von der Wirkung eines Gegen- 
standes abzuziehen sei, um dessen Schönheit rein zu haben, so 
ist diess nur eine doctrinäre Trennung, von welcher die lebendige 
Wirkung der Schönheit und der lebendige Begriffsgebrauch nichts 
weiss. Sie verwechseln die Unterscheidbarkeit beider Factoren 
der Schönheit mit einem von der Schönheit zu machenden Abzüge, 
und lassen von der ganzen Schönheit sichtbarer Gegenstände 
so zu sagen nur das Gerippe übrig, indem die Bekleidung dessel- 
ben mit lebendigem Fleisch nur durch die Asscciationen geschieht. 
In der That, was von der sixtinischen Madonna nach Abzug aller 
Association noch übrig bleibt, ist eine kunterbunte Farbentafel, 
der es jedes Teppichmuster an Wohlgefälligkeit zuvor thut; denn 
in diesem hat man doch noch den directen Reiz der Farbenhar- 
monie und Symmetrie, der in jenem Bilde geopfert ist, um der 
Anknüpfung erhabener Vorstellungen "und einheitlicher Ver- 
knüpfung derselben Raum zu geben. Will man nun diess nicht 
zur Schönheit des Bildes rechnen, so macht man sich einen Begriff 
von Schönheit, der wohl in irgend einem System, nur nicht im 
Leben zu brauchen ist, und hiemit das System selbst unbrauch- 
bar für das Leben macht. 
Unstreitig zwar ist Manches von Associationen als unwesent- 
lich zur Schönheit sichtbarer Gegenstände wirklich abzusondern; 
aber das sind nur Associationen, die zu zufällig sind, um mit zu 
zählen; Alles davon absondern heisst die Schönheit selbst mit 
ahsondern. 
'Freilich hat man einen wesentlichen Beitrag der Association 
zur Schönheit gerade aus dem Gesichtspuncte in Abrede stellen 
wollen, dass es danach überhaupt von zufälligen, bei verschiede-
	        
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