Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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uns im Gebiete der Sichtbarkeit halten, arm und niedrig gegen die 
associirten bleiben, so lässt sich daraus schon ganz im Allgemei- 
nen übersehen, wie viel die Kunst von ihrem Beichthum und ihrer 
Höhe der Association zu verdanken hat. 
Zu einer etwas eingehenderen Besprechung in dieser Hinsicht 
mag uns im folgenden Abschnitte der landschaftliche Eindruck 
von verhältnissmässig noch geringer Höhe ein Beispiel bieten. Auf 
die Architektur werden wir aus gleichem Gesichtspuncte in späteren 
Abschnitten (XV. XVI) zu sprechen kommen. Als schönstes sicht- 
bares Werk der Schöpfung überhaupt aber gilt uns die menschliche 
Gestalt. Die höchsten Werke der bildenden Kunst haben sie zum 
Gegenstande oder Wesentlichen Elemente. Nun liegt unstreitig in 
dem Flusse der Formen und der zweiseitigen Symmetrie, vielleicht 
(vorbehaltlich noch näherer Erwägung) den einfachen Proportio- 
nen, wie Manche wollen, oder gewissen rhythmischen Verhält- 
nissen, wie Andre wollen, oder dem goldnen Schnitt, wie Zeising 
will, auch wohl in etwas Instinctivem Viel, was uns schon bei der 
einzelnen Gestalt, abgesehen von aller angeknüpften Bedeutung, 
gefallen kann; wozu beim ganzen Gemälde noch die Verhältnisse 
der Gruppirung und Farbengebung treten, in denen sich wohl auch 
etwas von harmonischen und disharmonischen Beziehungen an 
sich geltend machen kann. Aber alles das ist doch nur die niedere 
Unterlage für den sich anknüpfenden Ausdruck der Tauglichkeit 
der Menschengestalt zu den Geschäften und Freuden des Lebens, 
und den noch höheren Ausdruck der Seele und der Seelenbewe- 
gungen, was Alles wir schon in der einzelnen Gestalt finden kön- 
nen, endlich für die allgemeineren und höheren menschlichen , ja 
über das Menschliche hinausreichenden Beziehungen, die wir im 
ganzen Gemälde finden können. Alles das aber tragen wir erst in 
die gesehenen Formen- und Farbenzusammenstellungen hinein, 
nach Erfahrungen über die Bedeutung derselben, die wir gemacht 
haben; alles das ist Sache des associirten, nicht des directen Ein- 
druckes. 
Im Reiche des Sichtbaren kommt überhaupt kein ästhetischer 
Eindruck von einiger Erheblichkeit nach Höhe und Stärke zugleich 
ohne Association zu Stande. Das Erheblichste, Wozu es dieses 
Reich abgesehen davon bringt, ist die kaleidoskopische Figur und 
das Feuerwerk. Nur das Hülfsprimrii) verleiht dem directen Ein- 
druck in Zusammensetzung mit dem associirten mehrfach auch in
	        
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