Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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auch neuer Combinaticnen der associirten Momente zu, immer 
aber werden die Elemente, welche im associirten Eindrucke vor- 
wiegen, die stärkste bestimmende und richtende Kraft dabei 
üussern. Man wird bei der Orange leichter an Italien oder Sic-i- 
lien als an Lappland oder Sibirien, bei der Goldkugel leichter an 
Reichthum als an Armuth denken; ja zu Gedanken jener Art im 
Anblicke dieser Gegenstände unmittelbar gar keinen Anlass fin- 
den, was nicht hindert, dass im weitern Auslaufen vom Centrum 
der Assoeiation durch irgendwelche Vermittelungsglieder dazu 
gelangt werde. 
Anstatt eines äussern Ansatzpunctes kann die Phantasie einen 
innern Anlass zu ihren Schöpfungen haben; aber der Quell, aus 
dem sie schöpft, bleibt überall derselbe. Es ist überall der ins 
Unbewusstsein gesunkene, darin verschmolzene, Nachklang dessen, 
was je im Bewusstsein war, und durch diese oder jene, äussere 
oder innere, Anlässe, in dieser oder jener Combination, wieder 
ins Bewusstsein treten kann. Jeder associirte Eindruck ist eine, 
durch einen äussern Anlass ins Bewusstsein gerufene, schon fer- 
tige besondre Gombination, welche von der Phantasie nach Ge- 
setzen und Motiven, die wir hier nicht zu verfolgen haben, ins 
Einzelne ausgesponnen und zum Ansatz eines weiteren Fortge- 
spinnstes gemacht werden kann. Man hat hienach Recht, den 
Quell, aus dem die Phantasie schöpft, im Unbewusstsein zu suchen, 
nur nicht in einem Ur-Unbewusstsein, vielmehr ist es ein Quell, 
der sich erst aus dem Bewusstsein füllen musste und nur durch 
bewusste Thätigkeit wieder ausgeschöpft werden kann. Im Schlafe 
bilden sich weder associirte Eindrücke, noch bildet sich über- 
haupt etwas von dem Stoffe, mit dem die Phantasie schaltet und 
aus dem sie webtif) 
h) Wenn l-lartmann wenigstens die Einheit genialer Conceptionen der 
Phantasie aus einem Ur-Unbewusstsein ableiten will, so sieht man keinen Grund 
dazu, da sie, wie die ganze Einheit des Bewusstseins, aus der sie stammt, 
doch nur eine Sache des Bewusstseins selbst ist. Natürlich wird Alles über- 
haupt, was der Mensch in Unterordnung unter die allgemeine Einheit des 
Bewusstseins einheitlich gefasst und gedacht hat, auch seinen einheitlich 
verknüpften Rest im Unbewusstsein lassen, der sich ins Bewusstsein zurück- 
gehoben mit neuen Bewusstseinsmomenten zu neuen einheitlichen Schöpfun- 
gen fügen kann, ohne dass man dem Bewusstsein dabei mit einer Einheit aus 
dem Ur-Unbewusstsein zu Hülfe zu kommen braucht. 
Aesthetik. 
Fechn er, Vorschule d.
	        
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