So manches Plätzchen vor einem Hause, etwa mit einer
Linde, darunter einer Bank und einem Tische, spricht uns ge-
inüthlich an, warum? Weil wir uns behaglich da sitzend denken
können, nicht aber, weil Baum, Bank und Tisch selber sich wie
behaglich sitzend ausnahmen.
Sollte aber doch, was ich nicht geneigt bin zuzugeben, ein
fundamentales Entsprechen zwischen unseren eigenen Formen und
den Formen der Aussenwelt, die uns gefallen, bestehen, so würde
es nicht nöthig sein, das Gefallen daran erst auf associative
E rinnerung an unsre eigenen Formen zu schieben ; so Würden
uns vielmehr z. B. Symmetrie und goldner Schnitt desshalb ge-
fallen können, Weil wir angeborenerweise darauf eingerichtet sind,
nur gefällig zu finden, was unseren eigenen Formen entspricht, so
zu sagen direct in dieselben hincinpasst, ohne dass wir erst der
Erinnerung an unsre Formen dazu bedürfen.
Analyse associirter Eindrücke. Bemerkungen über das schöpferische
Vermögen der Phantasie.
Habe ich früher Gewicht darauf gelegt, dass im ästhetischen
Totaleindrueke sich dessen verschiedene Elemente nicht scheiden,
so muss doch die Aesthetik, um klare Rechenschaft von seinem
Zustandekommen zu geben, solche scheiden, muss fragen: was ist
{Sache des eigenen oder directen Eindruekes, was hängt an den,
Associationen, und was tragen diese oder jene dazu bei. Er-
schöpfend zwar kann eine solche Analyse niemals sein, weil im
Allgemeinen unzählige Erinnerungen zu jedem associirten Ein-
drucke beitragen, ja streng genommen zu jedem der gesammte
Erinnerungsnachklang unseres Lebens, nur mit einem anderen
Gewichte seiner verschiedenen Momente. Schlagen wir einen
Punkt eines gespannten Gewebes irgendwo an -unser gesammter
Vorstellungszusammenhang aber ist einem solchen Gewebe ver-
gleichbar," so zittert das ganze Gewebe, nur die Punkte am
stärksten, die dem angeschlagenen Punkte zunächst liegen und
durch die stärksten und gespanntesten Fäden damit zusammen-
hängen. Jede Anschauung aber schlägt sogar mehr als einen Punkt
unseres geistigen Gewebes zugleich an. Doch-kann man sich,
unter Anerkennung dieses Zusammenwirkens unseres ganzen gei-
stigen Besitzthums zu jedem Eindruck, die Aufgabe stellen, die