Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

A1 08 
Schreckniss des Schwindels und Fallens 
die verlicale Tiefe zu denken. 
wie 
Hinabsehen in 
beim 
Der Mensch als Centrum von Associationen. 
Insofern die Natur an bestimmte Gemüthsstimmungen und 
Erregungen so wie intellectuelle und moralische Eigenschaften 
des Menschen gewisse, immer in derselben oder ähnlichen Weise 
wiederkehrende, körperliche Ausdrucksweisen in Ton, Miene, Ge- 
berden, Stellung, Bewegung geknüpft hat, und der Mensch mit 
sich und seines Gleichen nicht nur am meisten verkehrt, sondern 
auch das grösste Interesse an diesem Verkehre hat, liegt es in der 
Natur der Sache, dass associative Erinnerungen an solche Aus- 
drucksweiseu eine Wichtige Rolle im gesammten Associationsge- 
biete spielen müssen. Jede Form, jeder Ton, jede Bewegung, jede 
Stellung also, die irgendwie den natürlichen Ausdruck einer 
menschlichen Stimmung, Leidenschaft, intelleetuellen und morali- 
schen Eigenschaft oder Aeusserung sei es wiedergiebt oder nur 
daran erinnert, wird selbst, wo sie uns im Unbelebten begegnet, 
durch diese Erinnerung ihrem Eindrucke nach wesentlich mitbe- 
stimmt werden. So wird das Umstürzen wie der feste Stand eines 
Baumes im Winde, das Eilen der Wolken u. s. w. , unstreitig im 
Eindruck durch Erinnerungen an das Menschliche associativ mit- 
bestimmt sein, und "manche klagende Naturlaute ihren Eindruck 
hauptsächlich solcher Erinnerung verdanken. 
In sehr anziehender Darstellung hat Lotze diesen Gesichtspunct in s. 
Abh. über den Begriff der Schönheit S. 43 etc., ähnlich im Mikrokosmus 
(1. Aufl. ll. 492) und an mehreren Stellen seiner Geschichte geltend gemacht. 
Ich versage mir nicht, Folgendes daraus anzuführen. vDie Gewalt der [in uns] 
herrschenden Strebungen trifft nicht allein den Ablauf der Vorstellungen und 
Gefühle; sie zeigt sich auch durch angeborene Nolhwendigkeit in äusseren 
leiblichen Bewegungen, die eine Brücke von dem geistigen Werthe des Ge- 
dankens zu der sinnlichen Darstellung schlagen. Zwar auch ohne diess wür- 
den einfache, strenge Zeichnungen im Raume, an sieh bedeutungslos, durch 
den wohlthuenden Wechsel der Anspannung und Ruhe, den sie dem umlau- 
fenden Auge gewähren, die ersten Spuren einer noch spielenden Schönheit 
verrathen; aber Wer einmal seine eigene Stimme vom Schmerz gebrochen 
fand und die bcbendc Anspannung der Glieder im unterdrückten Zorne 
fühlte, für den ist das sinnlich Anschaubare redend geworden, und was er 
selbst äusserlieh kund zu geben genöthigt war, wird er unter jeder ähnlichen 
fremdher dargebotenen Erscheinung wieder vermuthen. Man darf glauben, 
dass auf solchen Erfahrungen am meisten unsere Beurlheilung schöner räum-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.