Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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Eigenschaft, das Verhältniss sich findet, abhängt und von da auf 
andre Gegenstände übertragbar ist. Trägt nun auch dieser Ein- 
druck nicht überall an sich einen ästhetischen Charakter, so kann 
er doch andersher stammende ästhetische Eindrücke charakteri- 
stisch mitbestimmen, und verdient daher in der Aesthetik mit be- 
trachtet zu werden. 
Wo nun, wie häufig, dieselbe Eigenschaft an Gegenständen 
verschiedenster Art, in verschiedensten Beziehungen, vorkommt, 
kann dieser Eindruck keine gleiche Bestimmtheit und Kraft haben, 
als der Eindruck concreter Gegenstände, deren Vorkommen und 
Wirken an bestimmte Verhältnisse gebunden ist, wohl aber kann 
er durch besondre Verhältnisse und in besondern Modilicationen 
solche erlangen. 
Inzwischen bedarf der associative Eindruck selbst derjenigen 
Farben, Formen und Lagen, bei welchen derselbe am deutlichsten 
hervor-tritt, im Allgemeinen der Unterstützung sei es durch einen 
gleichsinnigen directen Eindruck, sei es andre associative Momente, 
soll er sehr entschieden werden, und vermag seinerseits nur eine 
Unterstützung in diesem Sinne zu leisten, ohne aber gegen einen 
entschiedenen Widerspruch von andrer Seite her seinen Charakter 
durchsetzen zu können. 
Es giebt gelbe Dinge, die uns angenehm sind, wie der Wein, 
und solche, die uns zuwider sind, wie die gelbe Sucht; es giebt 
solche von hoher Bedeutung und grossem Wertlae, wie die Sonne, 
der Mond, die Krone, das Gold, und solche von gemeiner Bedeu- 
tungywie eine sandige Ebene, ein Stoppelfeld, Stroh, welkes Laub, 
Lehm. Wir begegnen dem Gelb an Kleidern, am Schviiefcl, an der 
Citrone, am Canarienvogel, überhaupt an den verschiedensten 
Gegenständen, in den verschiedensten Verwendungen; wie soll 
daraus ein sehr entschiedener associativer Charakter des Gelb im 
Allgemeinen hervorgehen, da entgegengesetzte Einflüsse sich neu- 
tralisiren. Also scheint nur der directe Eindruck des Gelb in Be- 
tracht zu kommen. Aber das ändert sich, wenn wir zu bestimm- 
ten Modilicationeil des Gelb übergehen und hienach die Beispiele 
sondern. An einem Theile derselben, der sandigen Ebene, dem 
Stoppelfelde, dem Stroh, dem welken Laube, dem Lehm begegnet 
uns in grosser Ausdehnung, in häuliger Wiederholung, ein fahles, 
mattes, kraftloses Gelb immer mit dem Eindrucke, dass wir ge- 
meine irdische Dinge von niedriger uns wenigvinteressirender oder
	        
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