1 00
Gedachtniss geschwundeu, ihr Resultat im associativen Gefühl
ist geblieben.
Also nicht blos räumliche auch zeitliche Zusammenhänge kön-
nen sich in der Vorstellung wiederspiegeln und dadurch unwill-
kührliche Erwartungen der Zukunft entstehen, die in der Aesthetik
insofern eine Rolle spielen, als der Lust- oder Unlustgehalt der
Folge dadurch gleich in den Eindruck der Ursache übertragen wer-
den kann.
Insofern man allgemein einen Unterschied zwischen Verstan-
des- und Gefühlsurtheilen danach macht, dass man sich bei erstem
der Gründe des Urtheils bewusst ist, bei letztern nicht, sieht man
aus Vorigem, wie Gefühlsurtheile überhaupt durch Association
vermittelt werden können. Dabei aber kann es verschiedene
Grade der Klarheit geben. Allgemeingesprochen missfallen uns zu
dünne Säulen. Der Eine aber weiss nicht einmal, aus welchem
Gesichtspuncte sie ihm missfallen, es associiren sich einfach an
den Anblick missfällige Momente, und ohne dass er diese Mo-
mente zu scheiden und zu klären vermag, kann er ihr Resultat in
einem Verwerfungsurtheile aussprechen; der Andre weiss, sie
missfallen ihm desshalb, Weil sie Zerbrechen drohen, der Dritte
weiss auch, Wessh alb sie Zerbrechen drohen. Bei dem Ersten
tritt der Verstand ganz gegen das Gefühl zurück, bei dem Dritten
ist das Gefühl für den Verstand so zu sagen ganz durchsichtig.
Bietet uns die Erfahrung oft Umstände, die nicht wesentlich
zu einander gehören, doch oft mit einander in Verbindung dar
an die Stelle de Erfahrung aber kann auch wohl öftere und ein-
dringliche Belelfrung treten so entsteht eine falsche Association
und hiemit ein falsches Gefühl; es knüpft sich dadurch im Geiste
zusammen, was in der Natur der Dinge nicht verknüpft ist, und
legen wir danach gefühlsweise den Dingen Bedeutungen bei, die
sie nicht haben, wonach uns etwas gefallen kann, was missfallen
sollte, und missfallen, was gefallen sollte.
Associativer Charakter einfacher Farben, Formen, Lagen.
Nicht blos ganzen concreten Gegenständen, auch sinnlichen
Eigenschaften, anschaulichen Verhältnissen, als wie Farben, For-
men, Lagen, kommt mit dem directen Eindrucke ein associativer
_zu, der von der Gesammtheil der Gegenstände, an denen die