Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

verschieden 
mit dem directen Eindruck des Anblicks 
ausfällt und 
auch wieder zu einem einigen Eindrucke verschmilzt. Nun kann 
selbst bei fast gleichem sinnlichen Eindrucks doch ein ganz ver- 
schiedener Totaleindruck durch die Ausmalung mit verschiedener 
geistiger Farbe entstehen, wobei ein kleiner sinnlicher Unterschied 
nur nötliig ist die verschiedene Anknüpfung zu vermitteln. Eine 
Orange, gelbe Holzkugel, Messingkugel, Goldkugel, der Mond, alles 
für den Sinn nur runde, gelbe, nicht sehr verschieden aussehende 
Flecke, und doch wie verschieden der Eindruck, den sie machen! 
Vor der Goldkugel stehen wir mit einer Art kalifornischer Hoch- 
achtung, ganze Paläste, Kutsch' und Pferde, Bediente in Ilixrree, 
schöne Reisen scheinen sich daraus zu entwickeln; die Holzkugel 
scheint nur zum Kellern da; und welch' hohe Idealität steckt in 
dem Monde! Zur Unterscheidung dieser Dinge führen nun eben 
theils die kleinen Verschiedenheiten, die wir an ihnen bemerken, 
theils die verschiedenen Umstände, unter denen sie auftreten. 
Eine Orange kann man nicht am Himmel und den Mond nicht auf 
einem Verkaufstische suchen. Fehlt es an solchen Unterscheidungs- 
zeichen, so fehlt es auch am verschiedenen ästhetischen Eindruck, 
und kann Unächtes den wohlgefälligen Eindruck des Aechten 
machen, der aber gleich schwindet, wenn wir von der Unächtheit 
Kenntniss erlangen.  ' 
Nach Massgabe nun, als uns das gefällt oder miss- 
fällt, woran wir uns bei einer Sache erinnern, trägt 
auch die Erinnerung ein Moment des Gefallens oder 
Missfallens zum ästhetischen Eindrucke der Sache 
bei, was mit anderen Momenten der Erinnerung und 
dem directen Eindrucke der Sache in Einstimmung 
oder Konflict treten kann, Woraus die mannichfachsten 
ästhetischen Verhältnisse fliessen, auf die wir schon mehrfach 
früher Gelegenheit gefunden haben und noch ferner finden wer- 
den einzugehen. Die stärksten und häufigsten Einwirkungen, die 
wir von einer Sache, in Verbindung mit einer Sache und ver- 
gleichsweise mit einer Sache erfahren, hinterlassen natürlich auch 
Erinnerungen, die am wirksamsten in den associirten Eindruck 
eingreifen. 
Erinnerungen, einzeln genommen, bleiben freilich immer ver- 
hältnissmässig schwach gegen das, an was sie erinnern; aber in- 
dem viele Erinnerungen mit ein em directen Eindrucke zusam-
	        
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