Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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Weg von Oben als der allein mögliche erscheint. Vorbehaltlich 
also, künftig höher aufzusteigen, fassen wir erst auf Grund der 
bisherigen Beispiele die Hauptgesichtspuncte des Princips wie 
folgt zusammen.  
Aufstellung des Princips. 
Jedes Ding, mit dem wir umgehen, ist für uns geistig charak- 
terisirt durch eine Resultante von Erinnernngun an Alles, was wir 
je bezüglich _dieses Dinges und selbst verwandter Dinge äusserlich 
und innerlich erfahren, gehört, gelesen, gedacht, gelernt haben. 
Diese Besultante von Erinnerungen knüpft sich eben so unmittel- 
bar an den Anblick des Dinges, wie die Vorstellung desselben an 
das Wort, womit es bezeichnet wird. Ja Form und Farbe des 
Dinges sind so zu sagen nichts als sichtbare Worte, welche uns die 
ganze Bedeutung des Dinges unwillkürlich vergegenwärtigen; wir 
müssen freilich diese sichtbare Sprache eben so gut erst gelernt 
haben, um sie zu verstehen, wie die Sprache der Worte. Wir 
sehen einen Tisch, im Grunde nur einen viereckigen Fleck, aber 
in -dem viereckigen Flecke Alles, wozu ein Tisch gebraucht wird; 
das macht den viereckigen Fleck erst zu einem Tische. Wir sehen 
ein Haus, aber in dem Hause alles mit, wozu ein Haus dient, was 
in einem Hause vorgeht; das macht erst den Fleck zu einem Hause. 
Wir sehen es nicht mit dem sinnlichen, aber mit einem geistigen 
Auge. Wir erinnern uns dabei nicht alles dessen einzeln, was zu 
dem Eindrücke beiträgt; wie wäre das möglich, wenn Alles zu- 
gleich Anspruch macht, in's Bewusstsein zu treten. Vielmehr, 
indem es das will, verschmilzt es zu dem einheitlichen gefühls- 
mässigen Eindrücke, den wir die geistige Farbe nannten, ein Aus- 
druck, der in mehr als einer Hinsicht sehr bezeichnend ist. Mischen 
wir noch so viel verschiedenartige Farben zusammen, so macht 
das Gemisch doch immer Wieder-nur den einigen Eindruck einer 
Farbe, die sich aber nach den Farbebestandtheilen ändert, und, 
auf einen kompakten Farbengrund lasirend aufgetragen, abermals 
mit ihm einen einigen Eindruck giebt, der sich nach der Zusam- 
mensetzung von beiden richtet. So resultirt aus allen verschieden- 
artigen Erinnerungen, die sich an den Anblick eines Dinges 
knüpfen, doch immer nur ein einiger Eindruck, der aber nach der 
Zusammensetzung aus verschiedenen Erinnernngs-lngredienzien
	        
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