und zwar Firnisse verschiedener Färbung, helle, dunkle und selbst
absichtlich gefärbte, um dadurch verschiedenartige Wirkungen zu
erzielen. Mit der Zeit, Ende des 14. Jahrhunderts, ging man
dazu über, die Bestandtheile dieser Firnisse direct als Bindemittel
der Farben zu gebrauchen, und so hatte man die Oelfarben. Selbst-
verständlich ist, dafs dabei das Harz-Ingredienz bis zu einem ge-
wissen Grad verdrängt und der ölige Bestandtheil im Zusatz eine
Erhöhung erfuhr. Diese Annahme beruht auf vorhandenen Belegen.
Unter Anderm kennen wir zwei Manuscripte, wovon sich eines
heute noch im British Museum in London befindet, Während das
andere, das in der Strafsburger öffentlichen Bibliothek vorhanden
war, gelegentlich des deutsch-französischen Krieges verbrannte.
Aus diesen Manuscripten wissen wir mit Bestimmtheit, dal's
man Anfang des 15. Jahrhunderts die Oelfarben in der Weise
herstellte, indem man die Pigmente mit Leinöl mischte, erwärmte,
fein abrieb und alsdann je nach dem Bedürfnifs der einzelnen
Farben Bernsteiniirnifs hinzufügte. Auch venetianisches Terpentin
fand dabei Verwendung; es geht daraus hervor, dal's die alten
Meister jener Zeit keine Oelfarben in unserm Sinne, sondern
Harzölfarben verwandten.
Wir wissen auch aus diesen Manuscripten die für Sie in-
teressante Thatsache, dalis die hauptsächlichsten Trockenmittel jener
Zeit das sogenannte weifse Vitriol und ferner Bleizucker waren.
Bei den weit auseinandergehenden Anschauungen über die Zu-
lässigkeit der Verwendung des Bleizuckers möchte ich Ihnen die
Bemerkung machen, dal's Sie alle ausnahmslos bei Verwendung
Ihrer Oelfarben Bleizucker initverarbeiten, indem das Kremser-
"weil's stets einen gewissen Procentsatz Bleizucker enthält. Es ist
dieser Gehalt an Bleizucker gewissermaßen der wesentlichste Unter-
schied zwischen dem gewöhnlichen Bleiweifs und dem Kremser-
weil's. Es wäre damit die Veranlassung gegeben, gleichzeitig ein
Kremser- resp. Bleiweifs zur Verwendung zu bringen, das voll-
ständig bleizuckerfrei ist und infolgedessen einen langsameren Auf-
trocknungsprocefs wie das gewöhnliche Kremserweils hat. Es
würde sich dadurch ein gröfserer Ausgleich zwischen der Auf-
trocknungszeit der gewöhnlichen üblichen Farben zu dem Kremser-
weil's erzielen lassen. Eine schädliche Wirkung des Bleizuckers
bei den minimalen Zusätzen konnte übrigens von mir nicht fest-
gestellt Werden, und verweise ich auch auliserdem auf die lang-