höchst traurigen Verfassung befinden. Wenn Oelfirnissen und
Oclfzirben eine Dauer gegeben werden soll, dann kann man die-
selben ohne Oel nicht herstellen.
Damit hätten wir das Gebiet der Oelfarben so ziemlich
erschöpft und den Beweis gegeben, dal's mit den Mussini-Oelfarben
noch am ehesten eine Rückkehr zu den alten Harzölfarben ermög-
licht ist. Da sich thatsachlich die Bilder, die mit solchen Mussini-
Oelfarben gemalt sind, nach allen bisherigen Erfahrungen in ihrera
ursprünglichen Frische und Klarheit gehalten haben, so kann der
Gebrauch der Mussini-Oelfarben nur bestens empfohlen werden.
Wir kommen nun zu einem weiteren Hülfsmittel der Staffelei-
Malerei und zwar zu den sogenannten Temperafarben; ich sage
absichtlich zu den sogenannten, weil die heutigen Temperafarben
in der Zusammensetzung der Bindemittel durchaus nicht den
lemperafarben entsprechen, die s. Zt. bei der a Temperzi-Malerei
Verwendung fanden. D18 heutigen Temperafarben könnten eben-
sognt den Namen Gouaehefarben, Deckfarben oder sonst irgend
einen tragen, je nach dem Charakter des betreffenden Bindemittels;
so ist z. B. der wesentlichste Bestandtheil des Bindemittels bei
den Pereira-Farben bekanntlich Honig und Hausenblaselösung, bei
anderen Harzseifenlösung, wieder bei anderen Kleister und Leim etc.
Das Bindemittel der ursprünglichen Temperafarben hatte zur Basis
Eigelb und als weiteren Zusatz entweder Wachs und Essig, oder
den aus den jungen Trieben des Feigenbaumes entquollenen
weifsen Saft. Der letztere ist bekanntlich eine harzhaltige Emul-
sion, die vorzüglich Farben bindet.
Man suchte bei der Herstellung dieser modernen Tempera-
farben möglichst den Charakter mattauftrocknender Honig- oder
Leimfarben zu erzielen, und wenn diese Farben infolgedessen auch
noch immer die einen oder die anderen Mangel aufweisen, so
kann eine beschränkte Verwendung derselben bei der Staffelei-
Malerei doch immerhin schon empfohlen werden.
Ein Hauptmangel dieser modernen Temperafarben ist der,
dal's es nicht möglich ist, dal's der nafs hingesetzte Farbenauftrag
genau dem aufgetrockneten und geiirnifsten entspricht. Es ist
dadurch dem Künstler ein nachträgliches Stimmen der Töne aufser?
ordentlich erschwert. Trotzdem kann die Vgfwendung Solcher
Temperafarben für leichte Untermalungen und Schließlich zufn
Aufsetzen von einzelnen Lichtern wärmstens befürwortet werden.