Wir kommen nun zu einer anderen Categorie von Harzöl-
farben, und zwar zu den sogenannten Mussini-Oelfarbeu.
Ich habe hier einzuschalten, dal's die heutigen Mussini-Oelfarben,
wie solche seit einigen Jahren im Gebrauch sind, in ihrer Zu-
sammensetzung sich wesentlich von den ersten unterscheiden.
Wie Ihnen aus meinen früheren Ausführungen vielleicht
erinnerlich, wurde mir von dem Herrn Professor Cesare Mussini
nicht ein fertig ausgearbeitetes und ausgefeiltes System übergeben,
sondern sozusagen nur eine grundlegende Idee, bei der es meiner
weiteren Ausarbeitung anheimgegeben war, dieses Princip in feste
Form zu bringen.
Dadurch erklärten sich auch die im Laufe der Jahre vor-
genommenen Verschiebungen in den einzelnen Bestandtheilen der
Bindemittel.
Mussini ging in erster Linie von der Verwendung seiner
Harzölfarben für die monumentale Malerei aus und wollte die
gleichen Farben für die Staffelei-Malerei angewandt wissen. S0
sollte nach seiner Angabe in erster Linie das sogenannte Pinien-
Oel, das durch Pressen aus den Pinienkernen gewonnen wird und
das in seiner Zusammensetzung dem Mandel-Gel am nächsten steht,
Verwendung finden. Es zeigte sich, dal's dies bei unseren klima-
tischen Verhältnissen nicht durchführbar war, da dieses Oel viel
zu langsam und schlielslich klebrig auftrocknete. Ich ging daher
dazu über, dieses Pinienöl durch Lein- und Mohnöl zu ersetzen
und zwar nach den (irundsatzen, die ich eben schilderte, indem
ich Lein- und Mohnöl, je nach dem jeweiligen Erfordernils der
betreffenden Farbe in bestimmten Procentsätzen gemischt, in An-
wendung bringe. Also weder Leinöl für sich, noch Mohnöl, und
zwar deshalb, weil ein Gemisch von Lein- und Mohnöl viel klarer
und gleichmälisiger auftrocknet, als die einzelnen Oele für sich.
Die weiteren Bestandtheile der Bindemittel bei den Mussini-
Oelfarben sind bekanntlich Bernsteintirnifs und ferner ist statt des
venetianischen Terpentins, wie er in früherer Zeit Anwendung
fand, etwas Balsam Copaivae zugesetzt. Die sich nothwendig er-
weisende Verdünnung dieses Bindemittels wird durch Terpentinöl
erzielt. Damit sind die Bestandtheile der Bindemittel der Mussini-
Oelfarben angeführt, und des Weiteren erklärt sich aus der Schil-
derung, warum im Laufe der Jahre Verschiebungen in den ein-
zelnen Bestandtheilen der Bindemittel vorgenommen werden mulisten,