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es beim Malöl nicht sowohl auf eine sehr helle Farbe ankomme
vor der sogar oft, als dem Resultat zweifelhafter Chemischer
Kunststücklein, zu warnen sein möchte als auf möglichste
Flüssigkeit und Beweglichkeit. Vor sehr fettem und zäh-
Hiessendem Oel solle man sich hüten.
Für das beste Leinöl gilt das aus dem kleinen mageren
Leinsamen des Kaukasus und der russischen Ostseeprovinzen
kalt geschlagene. Das schlechteste Produkt liefert der grosse,
fette, ostindische Leinsamen, von dem das englische Leinöl
grossentheils herrührt. Auf jeden Fall sollte der zur Oelpressung
benützte Samen vollkommen reif sein, doch trifft dies nur selten
zu, da die Pflanze ihrer sonstigen Nutzzwecke halber schon
früher eingeerntet wirdl. Oft soll auch das im Handel befind-
liche Leinöl mit Rüböl verunreinigt sein, wenn auch nur aus
Fahrlässigkeit, indem man für beide Oele dieselbe Presse be-
nützte. Bei der dunklen Farbe des Leinols fallen derartige
Verunreinigungen dem Auge nicht leicht auf.
Das beste Mohnöl ist das. französische. Dasselbe wird
heute von Vielen dem Leinöl vorgezogen, erstens, weil bei ihm
die Pressung aus unreifen Samen nicht vorkomme, zweitens,
weil sich bei seiner hellen Farbe Verunreinigung mit anderen
Oelen leichter verräth, als bei Leinöl.
Nussöl wird fast nur in Italien und im Orient zum Malen
gebraucht. Lionardo da. Vinci gibt zu seiner Bereitung die
Anweisung, man solle die Nüsse vor dem Pressen von ihrer
dünnen, bitteren Schale befreien, da diese einen Pilz enthalte,
der im Oel lebendig bleibe.
Aber nun müssen wir leider mit der Frage schliessen:
Wohin sollen wir Neueren uns wenden, um mit Sicherheit
reines und ungefälschtes Malöl zu bekommen? Wie glücklich
waren hierin unsre Altvordern bestellt, die sich den reinen,
echten Stoff mit grösster Leichtigkeit verschafften, während wir
in unseren Tagen überall hören und lesen müssen, es sei fast
I Will man sich, um mit Sicherheit gutes Leinöl zu bekommen, selber
solches aus den Samen pressen, so genügt es also nicht, die im Handel be-
findlichen ohne Wahl dazu zu verwenden. Man muss auch versichert sein,
dass die Samen gut ausgereift seien.