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Tags auch in den gewöhnlichen Droguenhandlungen kaum ganz
ungereinigtes Oel kaufen werden.
Eine sehr gute Methode, die erwähnten schädlichen Theile
zu entfernen, ist die im Norden seit alten Zeiten wohlbekannte,
das Oel mit frisch gefallenem reinem Schnee zu mischen und
gefrieren zu lassenl. So lässt man es mehrere Tage oder
auch Wochen lang stehen, derartig bewahrt, dass es ge-
froren bleibt, und lässt es nachher an einem massig warmen
Ort langsam aufthauen. Das Schnee- oder Eiswasser wird sich
natürlich von dem Oel trennen und das Oel obenauf zu
schwimmen kommen. Zwischen beiden in der Mitte werden
sich als trübe, schlammige Masse die im Oel enthalten ge-
wesenen Schleim- und Pflanzentheile, sowie sonstigen Unreinig-
keiten absetzen, die geeignet waren, Wasser aufzunehmen und
sich in Folge des Zusammenseins mit dem Schnee oder Eis
damit gefüllt und gesättigt haben. So lagern sie sich, immer
noch leichter, als das Wasser, aber zu schwer geworden, um im
iOel suspendirt zu bleiben, zwischen Oel und Wasser ab.
Andere leichtere Unreinigkeiten werden als ein schmutziger
Schaum auf dem Oel obenauf schwimmen. Diese entfernt man
vorsichtig und schöpft dann auch das reine Oel ab, sorgfältig
achtend, dass hiebei der zwischen Oel und Wasser schwimmende
Schlamm nicht aufgerührt und zum Theil wieder mit dem Oel
gemischt wird. Während des Aufthauens und nach dem-
selben muss das Gefäss ruhig stehen bleiben, damit das
Niedersinken der hygroskopischen Theile recht ungestört vor
sich gehen kann. So kann man das Gefäss auch nach dem
Abschöpfen des oben schwimmenden Schaumes noch einige
Tage lang stehen lassen, damit die bei diesem Abschöpfen
etwa in Bewegung gekommenen Schlammtheile sich wieder
ruhig setzen. Während der ganzen Procedur der Reinigung
Sei daS GCfäSS gut zugedeckt, damit weder Luft, noch Staub
Zutritt zum Oel habe.
I In Ermangelung von Schnee kann man z. B. im Sommer oder in
warmen Ländern auch ebensowohl Regenwasser oder destillirtes Wasser
auf künstlichem Wege zum Gefrieren bringen und dann dies Eis zu kleinen
Stücken zerstampfßn-
Ludwig, Technik. II. 5