Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

getrocknete Malereien von dem gelben Ton, den sie, vom 
Lichte abgekehrt, bekommen, befreit, indem man sie an die 
Sonne stellt, wobei sich ein häufiges NVaschen mit reinem 
Wasser als kräftige Mithilfe erweistl. 
Unter den Malölen gelbt am stärksten das am raschesten 
trocknende, nehmlich das Leinöl, nach, etwas weniger das 
Nussölz. Diese Bemerkung findet sich bereits in den Notizen 
Lionardds, später bei Vasari, Borghini, Armenini und ebenso 
bei dem Niederländer van Mander. Bei neueren chemisch- 
physikalischen Untersuchungen hat man gefunden, dass sich im 
Leinöl beim Stehen oder Trocknen im Dunkeln oder auch bei dem 
gewöhnlich zur Beleuchtung von Bildern dienenden diffusen Licht 
rothe Körperchen bilden, die nur unter direkter Sonnenbeleuch- 
tung farblos werden, während die ähnlichen Producte in Nuss- 
oder Mohnöl auch bei diffusem Licht weiss sind. Aber auch 
Nuss- und Mohnöl, oder die damit gemalten Bilder werden bei 
Lichtentziehung gelb und gelben sogar bei diffusem "fages- 
licht etwas nach. Doch hat diese Art des Nachgelbens, die ja 
so leicht corrigirt wird, im Ganzen wenig zu bedeuten; selbst 
der etwas gelbere Ton des Leinöls verleiht den Bildern meist 
ein das Colorit nur wenig entstellendes Aussehen und seine 
Wärme wirkt jedenfalls immer noch weit erträglicher und selbst 
naturwahrer und lichtvoller, als das kalte Blau und Grau, oder 
das todte, an ungesalzenen Schafkäse erinnernde Weiss gewisser 
ganz neuer Bilder. 
Nur gekochtes Leinöl verdunkelt seine an sich schon 
dunkle Farbe bei schwacher Beleuchtung in sehr heftiger und 
unangenehmer, das Aussehen der F arbentöne beeinträchtigender 
Weise. Dies mag daher kommen, dass die darin sich bildenden 
röthlichen Körperchen in seiner verdichteten Substanz näher 
1 Schon Rubens ertheiit in einem uns erhaltenen Briefe den Rath, 
diese Procedur einigen seiner aus Rom in die Heimath geschickten Bilder 
angedeihen zu lassen, nachdem man sie bei Empfang aus der Kiste ge- 
nommen hätte, in der sie auf der langen Reise etwas gelb geworden sein 
würden. 
2 Unter Nussöl ist immer nur aus reifen Wallniissen gepresstes ver- 
standen.
	        
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