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Der zu diesen Operationen dienende Leim ist eigens so
bereitet, dass er mehrere Tage zum Trocknen braucht, denn so
kann man etwa nach dem Aufkleben sich zeigende Fehler, wie
Blasen oder Falten, später noch ausgleichen und nöthigenfalls
die ganze neue Fütterung von dem Bild, ohne Schaden anzu-
richten, wieder abnehmen, um sie besser und exacter zu ap-
pliciren.
Recept
des
Leims.
1 Pfund feinsten Stärkemehls, in kaltem Wasser gelöst.
U, Pfund starken Tischlerleims, in Wasser geweicht.
I], Pfund Alaun.
Alles zusammen mit 3 Pfund Wasser in einem Topf an's
Feuer gesetzt und unter fortwährendem Umrühren zum Sieden
gebracht. Wenn es siedet, 112 Pfund besten venetianischen Ter-
pentins zusetzen, und wenn dieser sich damit vereinigt hat, das
Ganze vom Feuer nehmen. Statt des Tischlerleims nehmen
auch Manche, um mehr Elasticität zu erzielen, den aus Abfällen
von Ziegen- und Schafleder gekochten Temperaleim (colla di
ritaglio).
Ein so aufgezogenes Bild darf aber nicht der Sonne aus-
gesetzt werden und zwar gilt dies nicht nur für die Zeit des
Austrocknens des Leims, sondern auch für später.
Beruerkung. Die neue Leinwand, auf die man das Bild
ziehen will, prüfe man vorher gut auf die Gleichheit ihrer Fäden.
Denn es ist bei den Leinwandfabrikanten sehr im Schwange,
ganz schlechten und ungleichen Gespinnsten durch Walzung ein
schönes Aussehen zu geben. Legt man aber ein solches Stück
in's Wasser, so kommt der Betrug zu Tage und es schwellen
die von Natur dickeren und lockerem Fäden an, was sie ja
gleichfalls thäten, wenn sie mit dem Leim getränkt würden,
dem Bild ein hässliches Aussehen gebend. Solid gewebtes
Leinen hält dagegen die Wasserprobe. gleichfadig bleibend aus.