Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

weichung könnten solche Lasuren doch an Klarheit, sowie 
auch an Bestimmtheit der Zeichnung verlieren. Es ist also besser, 
den schlechten Firniss baldigst zu beseitigen und durch einen 
guten und dauerhaften, dünn aufgestrichenen Oel-Harzfirniss zu 
ersetzen. 
Handelt es sich nur darum, einzelne trüb oder blind ge- 
wordene Stellen eines Harz-Essenzhrnisses einstweilen und vor- 
läufig wieder klar zu machen, so reicht das ältere Verfahren 
aus, diese Stellen mittelst eines Pinsels ein wenig mit Spiritus 
zu bestreichen und diesen dann in Brand zu stecken. Von der 
Ungefährlichkeit dieses Feuers kann sich jeder überzeugen, wenn 
er dasselbe Experiment auf seiner Hand versucht, wo er die 
Wärme des brennenden Spiritus kaum fühlen wird. Unter dieser 
leichten Erwärmung nun wird sich der durch Splitterung ge- 
trübte Firniss auf dem Bild baldigst klären. Man schaut genau 
hin und bläst das Flämmchen aus, sobald man den Zweck 
erreicht sieht. Ist beim ersten Male der Zweck nicht erreicht, 
so wiederholt man die Erwärmung.  Diese Art hat das 
Schätzenswerthe, dass die Action des Spiritus unter den Augen 
des behutsamen und geschickten Werkführers vor sich geht, 
nicht, wie beim Pettenkofefschen Verfahren, ungesehen. 
Schlechte alte Oelfirnisse oder Oelfarbenretouchen von 
Gemälden herabzunehmen, ist eine sehr heikle, mühsame, dazu 
gefährliche Arbeit, da die Mittel, welche diese Dinge angreifen 
und auflösen, natürlich auch der eigentlichen Malerei gefährlich 
sind. Aber ich sah hier in Rom einen geschickten Mann zwei 
vortreffliche alte Tafeln sogar von ganzen grossen Stücken 
einer hässlichen Uebermalung in Oelfarben befreien, die nach- 
weislich über 150 Jahre alt war; und zwar geschah das mittelst 
des soeben geschilderten Verfahrens mit brennendem Spiritus, 
ohne dass die echte ältere Malerei verletzt ward. Der Be- 
treffende nahm die durch die Wärme des Feuers mürb und 
etwas blasig gewordene Haut der späteren Uebermalung vor- 
sichtig mit dem Daumennagel und kleinen scharfen Lanzetten ab. 
Sonst geht man gewöhnlich solchen alten Oelrirnissen oder 
-Farben mit allerlei Aetzlaugen, oder mit Seifen zu Leibe. Ein 
neues derartiges Mittel hat neuerdings auch Herr von Petten-
	        
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