weichung könnten solche Lasuren doch an Klarheit, sowie
auch an Bestimmtheit der Zeichnung verlieren. Es ist also besser,
den schlechten Firniss baldigst zu beseitigen und durch einen
guten und dauerhaften, dünn aufgestrichenen Oel-Harzfirniss zu
ersetzen.
Handelt es sich nur darum, einzelne trüb oder blind ge-
wordene Stellen eines Harz-Essenzhrnisses einstweilen und vor-
läufig wieder klar zu machen, so reicht das ältere Verfahren
aus, diese Stellen mittelst eines Pinsels ein wenig mit Spiritus
zu bestreichen und diesen dann in Brand zu stecken. Von der
Ungefährlichkeit dieses Feuers kann sich jeder überzeugen, wenn
er dasselbe Experiment auf seiner Hand versucht, wo er die
Wärme des brennenden Spiritus kaum fühlen wird. Unter dieser
leichten Erwärmung nun wird sich der durch Splitterung ge-
trübte Firniss auf dem Bild baldigst klären. Man schaut genau
hin und bläst das Flämmchen aus, sobald man den Zweck
erreicht sieht. Ist beim ersten Male der Zweck nicht erreicht,
so wiederholt man die Erwärmung. Diese Art hat das
Schätzenswerthe, dass die Action des Spiritus unter den Augen
des behutsamen und geschickten Werkführers vor sich geht,
nicht, wie beim Pettenkofefschen Verfahren, ungesehen.
Schlechte alte Oelfirnisse oder Oelfarbenretouchen von
Gemälden herabzunehmen, ist eine sehr heikle, mühsame, dazu
gefährliche Arbeit, da die Mittel, welche diese Dinge angreifen
und auflösen, natürlich auch der eigentlichen Malerei gefährlich
sind. Aber ich sah hier in Rom einen geschickten Mann zwei
vortreffliche alte Tafeln sogar von ganzen grossen Stücken
einer hässlichen Uebermalung in Oelfarben befreien, die nach-
weislich über 150 Jahre alt war; und zwar geschah das mittelst
des soeben geschilderten Verfahrens mit brennendem Spiritus,
ohne dass die echte ältere Malerei verletzt ward. Der Be-
treffende nahm die durch die Wärme des Feuers mürb und
etwas blasig gewordene Haut der späteren Uebermalung vor-
sichtig mit dem Daumennagel und kleinen scharfen Lanzetten ab.
Sonst geht man gewöhnlich solchen alten Oelrirnissen oder
-Farben mit allerlei Aetzlaugen, oder mit Seifen zu Leibe. Ein
neues derartiges Mittel hat neuerdings auch Herr von Petten-