Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

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der soeben beschriebenen Weise mit Petroleum zu behandeln, 
damit sich der Firniss gleichmässig und dünn im Auftrag überall 
hin verbreiten lasse. Dick und ungleich aufgetragener Firniss 
thut keine gute Wirkung. Zuletzt lasse man den Firniss bei 
horizontziler Lage des Bildes, vor Staub behütet, soweit trocknen, 
bis er nicht mehr Hiessen kann. 
NVenn nun aber ein Maler auch Alles that, was er sollte, 
und mit dem besten Oelfarbenmaterial auf's Sorgfältigste verfuhr, 
wenn in Folge dessen seinen Werken auch auf viele Jahre hin 
ein frisches unverletztes Aussehen erhalten blieb, so muss es 
doch leider gesagt werden, dass auch die Oelmalerei im Lauf 
der Jahrhunderte dem Schicksal aller Malerei nicht entgehen 
kann. Wie wir die alten Fresko- und Temperabilder, ja, die für 
unverwüstlich gehaltene Majolikaglasur von der Zeit mit Ritzen 
und Sprüngen durchfurcht sehen, so zeigen sich auch die herr- 
lichsten und sorgfältigst gemalten Bilder der alten Meister der 
Oelfarbentechnik von Rissen nicht frei. Doch treten hier be- 
"eichtenswerthe Unterschiede zu Tage. Nur ganz feine, das 
Aussehen, wie die Dauerhaftigkeit wenig beeinträchtigende Haar- 
risse nimmt man an den Bildern wahr, die in subtilster, sauberster 
Malweise mit dünnem, durchscheinendem F arbenauftrag geführt 
sind. Zu diesen gehören gerade die Werke der älteren {land- 
rischen, italienischen und deutschen, aber auch diejenigen der 
späteren niederländischen Schulen und andrer guter Meister 
noch neuerer Zeit. Schon weit bedenklichere, breitere, in langen 
Linien und oft sonderbaren Gitterungen und Spiralen verlaufende 
Brüche, dazu auch Blasenbildungen und Abblätterungen kommen 
dagegen in den Werken vor, die, an die „neue Manier" der 
Venetianer Tizian und Paul Veronese sich anschliessend, mit 
dickem, trübem Impasto geführt sind; und am schlimmsten zeigen 
sich solche Systeme von Rissen an denjenigen dieser Werke, 
die, wie viele des Caravaggio und seiner Nachahmer, oder der 
CäffäCCCSken  aber auch wie manche des Tintoretto, Tizian 
und Veronese selber  schon fast nur gleichmässig dick im- 
pastirte Deckfarbenmalereien sind und in dieser Beziehung der 
langweilig butterigen Technik der Perrückenzeit zuweilen be- 
denklich nahe kommen.  Doch auch diese Zerstörung lässt
	        
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